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in den Waldgebirgen im Frühling nnr langsam schmilzt und den Eintritt der Wärme
verzögert.
In der Art, wie das meteorische Wasser in der Luft schwebt, als Wolke und Nebel, und
vom Himmel fällt, zeigt sich ein bemerkenswerther Unterschied zwischen den nördlicheren
Theilen Österreich-Ungarns und den südlichen, namentlich jenen an den Gestaden der
Adria. Schon früher haben wir den düsteren Wolkenhimmel im Norden der Alpen in
Gegensatz gebracht zu dem sonnigen Himmel der adriatischen Uferländer. Auch Südtirol
erfreut sich dieser hohen klimatischen Begünstigung, im Winter sogar noch in höherem
Grade als die Küsten der Adria. Dort ist aber die große Heiterkeit des Himmels verbunden
mit sehr geringem Niederschlage, während im Küstenlande, namentlich aber in Dalmatien
der Winter an Niederschlägen reich ist. Es fällt dort viel mehr Regen als gleichzeitig im
Norden der Alpen an Regen und Schnee zusammen. Und doch ist die Trübung des
Himmels dabei viel geringer. Während in den nördlichen Theilen Österreich-Ungarns im
November und December der Himmel durchschnittlich zu 70 bis 80 Percent mit Wolken
bedeckt ist, also ein fast beständiger Wolkenvorhang über der Erde schwebt, hat der trübste
Monat der adriatischen Küsten, der November, nur eine Bewölkung (53 Percent), die
wenig höher ist als die der heitersten Monate in den nördlichen Provinzen (September:
Krakau 56, Bodenbach 55, Kremsmünster 48, Wien 45 Percent). Im Sommer, wenn in
Dalmatien die trockene Zeit eingetreten ist, trübt dort selten eine Wolke das reine Blau
des Himmels, die mittlere Bewölkung im Juli beträgt zu Trieft noch 27, aus Lesina nur
mehr 14, in Corsu 12 Perccnt, während in den übrigen Theilen der Monarchie der Himmel
mindestens zur Hälfte von Wolken eingenommen wird. Durchschnittlich ist in den nördlichsten
Theilen Österreich-Ungarns der Himmel bis zu 60 Percent und mehr mit Wolken bedeckt
(Bodenbach 64, Krakau 66 Percent), während in Dalmatien die mittlere Himmels-
bedecknng auf 40 Percent und weniger herabsinkt (Lesina 35 Percent).
Man hat erst in neuester Zeit angefangen, die Dauer des Sonnenscheins direct zu
rcgistrircu. Von Wien und Pola liegen solche Registrirungen aus drei bis vier Jahren
vor. Daraus ergibt sich, daß Wien jährlich 1.770 Stunden Sonnenschein hat, Pola
dagegen 2.550; in Percenten der Tagesdauer überhaupt ausgedrückt gibt dies 37 und
57 Percent. Pola hat im Winter 404 Stunden Sonnenschein, Wien nur 238; für den
Sommer sind diese Zahlen 987 und 737. Wenn wir Süddalmatien mit den nördlichsten
Provinzen vergleichen könnten, würde der Unterschied in der Dauer des Sonnenscheins
noch größer ausfallen.
Wir ersehen daraus, wie der Südeu den Vorzug hat, daß sich dort eine große
Regenmenge mit geringer Trübung des Himmels verträgt. Das atmosphärische Wasser
fällt daselbst in kurzen heftigen Ergüssen, zumeist in Form unserer Sommerplatzregen
Übersichtsband. 10
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch