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Binnenland häufige Nord- und Nordostwinde ein, die zuweilen zu großer Heftigkeit
anschwellen und dann unter dem Namen der Bora bekannt sind. Die Wetterlage im
österreichischen Küstengebiete wird von den Änderungen in der Lnstdruckvcrthcilung
über dem Mittclmccre bestimmt und ist daher häufig von jener des österreichischen
Binnenlandes abweichend. Im Sommer sinkt der Luftdruck über Osteuropa und Asien,
gleicherweise auch über Afrika, während er über dem atlantischen Ocean steigt. Über
dem gesammten Mittelmeer-Becken wehen dann konstante nördliche Winde, so auch über
dem adriatischeu Meere. Sie nehmen daselbst von Norden nach Süden an Beständigkeit zu.
Auch in den übrigen Theilen von Österreich-Ungarn haben sich die Winde aus der westlichen
Richtung in eine mehr nordwestliche und nördliche gedreht. Speciell über Ungarn herrschen
dann mehr locale Nordwestwinde entschieden vor. Sind die Nordwestwinde vom atlantischen
Ocean her beständiger als gewöhnlich zur Vorherrschaft über Mitteleuropa gelangt, so
bringen sie auch über Österreich-Ungarn nasses, kühles Sommerwetter. In besonders hohem
Grade tritt dies ein, wenn sich ein Baromctermaximnm in der Gegend der britischen Inseln
über dem nordatlantischen Ocean längere Zeit festsetzt, wie z. B. im Sommer 1882.
Tritt eine solche Wetterlage gerade um die Erntezeit ein, so verdirbt die anhaltend nasse,
kühle Witterung die Feldfrüchte, wie dies im genannten Jahre so vielfach der Fall war.
Die Winde aus dem Innern des Landes, die Nordost-, Ost- nnd Südostwinde bedingen
dagegen heiteres Wetter und hohe Sommerwärme.
Wir finden in Österreich-Ungarn drei große klimatische Typen vertreten: das
Gebirgsklima in allen seinen Abstufungen, das Klima der großen Ebenen und, allerdings
nicht in reiner Form, das Küstenklima. An dem Gebirgsklima mit seinen mannigfaltigen
Abstufungen nehmen alle Kronländer Österreich-Ungarns theil, das Klima der großen
Ebenen finden wir im Alföld vertreten, das Küstenklima am nördlichen und östlichen
Ufersaume der Adria und auf den vorgelagerten Inseln. Ein reines Küsten- nnd Juselklima
kommt wegen der großen Nähe des Festlandes und der sehr energischen Einflußnahme
desselben auf das Klima des Ufers und der Inseln nicht zur Entwicklung. Nur der Leucht-
thurmwächter auf der einsamen Felseninsel Pelagosa könnte uns von dem Juselklima der
Adria etwas berichten.
Das Gebirgsklima.
Wenn wir in einem Berg- oder Gebirgskunde uns mehr und mehr über das
Meeresniveau erheben, so erleidet das allgemeine Klima, das sonst an der betreffenden
Erdstelle herrscht, gewisse Abänderungen, die ihrer allgemeinen Natur nach allen Berg-
ländern gemeinsam sind nnd mit der wachsenden Höhe an Intensität zunehmen. Im
Besonderen aber verleiht wieder jedes Gebirge diesen allgemeinen Modifikationen eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch