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gewisse Localsarbe, die in einer gewissenhaften Schilderung nicht übergangen werden darf,
vorausgesetzt, daß uns auch Beobachtungen vorliegen, in welchen diese klimatische
Individualität zum Ausdrucke kommt.
Die Abnahme des Luftdruckes mit der zunehmenden Seehöhe ist die allgemeinste,
ani wenigsten localen Einflüssen unterliegende Erscheinung im Gebirgsklima. Auf der
strengen Gesetzmäßigkeit, mit der diese Abnahme des Barometerstandes nach oben vor sich
geht, beruht ja die Möglichkeit, aus dem beobachteten Barometerstande die Seehöhe des
Beobachtungsortes zu berechnen, und zwar mit großer Genauigkeit, wenn man mindestens
Jahresmittel des Luftdruckes in Rechnung ziehen kann. Jede Seehöhe hat ihren bestimmten
normalen Barometerstand, welcher, soweit er klimatisch von Bedeutung ist, mit hinreichender
Genauigkeit sich berechnen läßt. Die jahreszeitlichen Änderungen des Luftdruckes, ja sogar
die unregelmäßigen Schwankungen desselben, die übrigens mit zunehmender Seehöhe sich
allmälig vermindern, sind von keiner Bedeutung für das Klima.
Eine Vorstellung von den Luftdruckunterschieden, unter welchen die Bewohner von
Österreich-Ungarn leben, geben folgende Zahlen. Am Nordufer der Adria steht das
Barometer durchschnittlich bei 761 5 Millimeter; im Maximum hat es schon 784 Milli-
meter erreicht und ist im Minimum auf 732 Millimeter gesunken. In den tiefsten Theilen
der ungarischen Niederung finden wir einen mittleren Barometerstand von 755 bis
758 Millimeter (Pancsova und Orsova). Budapest hat (in 153 Meter Seehöhe) einen
mittleren Luftdruck von 748'5 Millimeter, Wien (in 175 Meter) 746 2 Millimeter. Die
höchstgelegene größere Stadt Österreich-Ungarns, Innsbruck, hat einen mittleren Luftdruck
von 710 Millimeter. In den höchsten bewohnten Alpenthälern, z. B. in Vent im Ötzthale
ist der mittlere Luftdruck 610 Millimeter; der ständige Bewohner des Unterkunftshauses
am Obirgipfel in Kärnten lebt unter einem Lustdrucke von 595 Millimeter, die Bergleute auf
der Goldzeche Fleiß in Kärnten lebten unter 544 Millimeter. Dies war, wenigstens einige
Jahre hindurch, der höchste ständig bewohnte Ort in den österreichischen Alpen. Hier athmet
man unter nahe zwei Drittel des Luftdruckes am Meeresuiveau. Der an das Höhenklima
Gewöhnte merkt von diesem verminderten Drucke kaum etwas in seinem Befinden. Von
Einfluß für ihn und für alle Organismen, z. B. auch für das Pflanzenleben, wird die in
der verdünnten Luft sehr gesteigerte Verdunstung. Ein rascheres Abtrocknen und Austrockne»
aller Gegenstände greift vielfach in die Ökonomie des Lebens ein. Das gilt allerdings nur
für die Hochthäler, namentlich für jene, die durch Gebirgsumwalluugeu nach außen gegen
das Flachland ziemlich abgeschlossen sind. Auf expouirteu Gipfeln oder Gebirgshängen in
gleicher Höhe setzen dagegen die Luftströmungen ihren Wasserdampfgehalt gern in
andauernden Nebelbildungen ab (von unten gesehen als Wolken erscheinend), und der
Bewohner solcher Höhen leidet mehr durch Nässe als durch Trockenheit.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch