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ungewöhnlich warm. Er führt dann die Namen Föhn oder Seirocco. Das vorarlbergische
Jllthal ist diejenige Gegend in unserer Monarchie, wo der Föhn am heftigsten auftritt, als
Südoststurm mit großer Trockenheit und sommerlicher Wärme mitten im Winter. Dann
finden wir ihn erst wieder in der Gegend von Innsbruck, wo er den Namen Seirocco hat
und wegen seines anßerordentlich herabstimmenden, unangenehmen Einflusses besonders
gefürchtet wird. Empfindliche Personen bekommen bei seinem Wehen Kopfschmerzen und
fühlen sich zu jeder Thätigkeit unfähig. Er kommt über den Brenner herab und seine
Herrschaft ist auch fast ganz auf die Umgebung von Innsbruck beschränkt, die im Angesicht
der Thalspalte des Silthales liegt. Der sogenannte Seirocco von Innsbruck ist aber weit
weniger trocken und warm als der Föhn zu Bludeuz. Weiter nach Osten treffen wir einen
schwach söhnartigen Südostwind in Salzburg und einen oft stark föhnartig auftretenden
Südost- und Südwind zu Windischgarsteu und Spital am Pyhrn, dort „Pyhrner Wind"
genannt. Noch weiter nach Osten werden die föhnartigen Eigenschaften der Südost- und
Südwinde immer schwächer, lassen sich aber selbst in der Umgebuug von Wien noch nicht
ganz verkennen.
In Kärnten nennt man den warmen Südwind „Jank"; ob es dort Örtlichkeiten
gibt, wo derselbe als echter Föhn auftritt, darüber ist nichts bekannt. Im Etschthal südlich
vom Brenner tritt der Nord- und Nordostwind zuweilen mit hoher Wärme uud großer
Trockenheit auf, ohne die Heftigkeit des eigentliche» Föhn ganz zu erreiche». Auch bei
den klimatischen Enrorten Arco und Riva gibt es trockene Nordwinde, welche das
Thermometer steigen machen.
Aus den Karpathen sind keine Beobachtungen über Föhnwinde znr Veröffentlichung
gelangt, doch kann kein Zweifel darüber bestehen, daß es auch dort solche Winde gibt,
gewiß aber weniger intensiver Natur als in den Alpen. In Siebenbürgen, in der Gegend
von Hermannstadt zeichnet sich der Südwind, der über den Rothenthnrmpaß herüber-
kommt, durch große Wärme und Trockenheit ans und ist deßhalb als „Rothenthnrmer
Wind" volksthümlich bekannt.
Die Jahreszeiten der heftigeren Luftbewegungen und der langsamsten Temperatur-
abnahme mit der Höhe, das ist der Herbst und der Winter, sind dem Auftreten der Föhn-
winde am günstigsten; im Sommer fehlen sie ganz oder sind doch kanm merklich.
Diese Winde bringen ihre hohe Wärme und Trockenheit nicht von weiter her, sie
erlangen sie erst beim Herabsinken vom Gebirge, weil sich dabei die Luft nach physikalischen
Gesetzen rasch erwärmt, und zwar nm 1° Celsius für je 100 Meter. Da die Temperatur-
abnahme mit der Höhe stets geringer ist als dieser Betrag, so bringt die rasch herabsinkende
Luft im Thale eine starke Erwärmung, und da sie nicht so rasch genügende Feuchtigkeit
aufnehmen kann, erscheint sie auch als relativ trocken. Daß der Föhn nicht, wie man
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch