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Größere klimatische Verschiedenheiten bestehen zwischen den centralen Niederungen
und Ebenen im mittleren Böhmen und Mähren und den sie umgebenden Mittelgebirgen
und Hochebenen, hervorgebracht durch Höhenunterschiede bis zu etwa 800 Meter. Das
mittlere Becken von Böhmen, sowie die Niederungen des March- und Thayathales sind
am wärmsten und trockensten, hier wird selbst der Weinban bis über den 50. Breitegrad
hinauf mit Erfolg betrieben. Das Klima der Gebirgsthäler uud namentlich der Hochebenen
ist dagegen rauh, theils schon wegen der nördlichen Lage, theils wegen des schneereichen
Winters und feuchten Sommers, ferner infolge des geringen Schutzes gegen die kalten Winde
aus Norden und Nordosten. Am meisten dem erkältenden Einfluß der letzteren ausgesetzt ist
Schlesien und das westliche Galizien. Temperaturminiina von —30° und darunter sind
schon im ganzen nördlichen Theile unserer Ländergruppe vorgekommen, auf dem Plateau
des Erzgebirges, in Nordböhmen (Weißwasser, Senstenberg), auf dem böhmisch-mährischen
Plateau (Deutschbrod, Datschitz), im nördlichen Mähren und in Schlesien. In Datschitz
hat mau im December 1879 eine Temperatur von —35°, zn Hochwald zu derselben Zeit
—33° beobachtet und zu Tesche» im Februar 1870 —34°.
Eine Vorstellung von den mittleren Wärmeverhältnissen geben die folgenden
Temperaturen der extremen Monate und des Jahres. Niederungen in Böhmen: Prag
Jänner —1°5, Juli 19°6, Jahr 9°3; Lobositz —2°3, 19°1, 8°7; Bodenbach —1°7,
18°2 und 8°5; in Mähren und Schlesien: Brünn Jänner — 2°6, Juli 19°3, Jahr 8°9;
Barzdorf —1°9, 18°5, 8°1; Tescheu —3°5, 18°3, 8°0 und Krakau —3°7,
18°6, 7°7. Das Klima der rauhen Berggegenden repräsentirt: Eger Jänner —3°1,
Juli 17°4, Jahr 7°3; Tepl —3°6, 15°2, 6°0; Hoheusurth — 4°1, 17°0, 6°8;
Weißwasser —3°6, 17°1, 7°0; Hoheuelbe —3°5, 16°4, 6°7; Deutschbrod —3°3,
17°4, 7°2, endlich Datschitz —4°0, 17°2 und 6°9. Nimmt man als Dauer des Winters
die Anzahl der Tage, während welchen die mittlere Tagestemperatur unter dem Gefrier-
punkte bleibt, so erstreckt sich derselbe im mittleren Böhmen blos über 75 Tage (Leitmeritz
blos 58, Prag 64 Tage), dagegen im nordwestlichen Böhmen über 84, im nordöstlichen
über 100, im südwestlichen über 95 und im südöstlichen über 86 Tage. Natürlich sind
dabei auch nur die tieferen bewohnten Orte gemeint, nicht die eigentlichen Gebirgsgegenden.
Die Unterschiede in den jährlichen Niederschlagsmengen sind bedeutend. Am wenigsten
Regen und Schnee erhalten die mittleren und tiefsten Theile von Böhmen und Mähren,
am meisten die hochgelegenen Berggegenden, namentlich der Böhmerwald und das Niefen-
gebirge. Trockenheit und Dürre machen sich nirgends schädlich fühlbar, theils weil die
Vertheilnng der Regenmenge über das Jahr eine günstige ist, mit einem Maximum in den
heißesten Monate», theils weil die mittlere Luftfeuchtigkeit eine hohe und gleichmäßige ist
und eine extreme Sommerwärme fehlt. Von den jährlichen Quantitäten des Regen- und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch