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Schneewassers dürsten folgende Zahlen eine genügende Vorstellung geben: Prag 47 Centi-
meter, Lobositz 45, Easlau 46, Pilsen 50, Bndweis 67, Eger 59, Bodenbach 63,
Rumburg 79, Senstenberg 80, Deutschbrod 60. Im Böhmerwald selbst: St. Thoma 96,
Rehberg 89, Duschlberg (baierisch) 121, Eisenstein 124; im Erzgebirge: Georgengriin 90,
im Riesengebirge: Hohenelbe 96. In Mähren und Schlesien mit Westgalizien: Nikolsburg
46, Brünn 50, Kremsier 56, Hochwald 79, Rottalowitz 82, Oderberg 57, Troppan 60,
Teschen 71, Bielitz 79, Krakau 63.
Die herrschenden Winde sind das ganze Jahr hindurch die westlichen und bedingen
die gleichmäßige hohe Luftfeuchtigkeit. Die feuchten Nordwestwinde des Sommers schütten
namentlich über diese Bergländer die Feuchtigkeit aus, die sie vom Meere her über die
Ebenen Norddeutschlands hieher mitbringen. Die Nordseite der Sudeten und Beskiden in
Schlesien nnd im westlichen Galizien leidet zuweilen besonders unter solchen andauernden
und heftigen Regen.
Der mittlere und östliche Theil von Galizien und die Bukowina lassen sich in
eine zweite klimatische Gruppe zusammenfassen, die viel einfacher gegliedert ist als die
vorige. Im Allgemeinen stellen diese Landestheile eine ziemlich gleichartige Hochebene vor,
die nach Süden hin ansteigend sich dort an das Waldgebirge der Karpathen anlehnt, nach
Norden, Nordosten und Osten hin aber völlig offen daliegt. Dieser Umstand nnd die größere
Entfernung vom Ocean bedingen es, daß die Temperaturverhältnisse schon ziemlich extrem
sind und dem eontinentalen Klimatypus sich nähern. Der Unterschied zwischen Sommer-
nnd Wintertemperatnr wird nach Osten hin immer größer. Zn Prag und Brünn beträgt
der Wärme-Unterschied zwischen dem kältesten und wärmsten Monat 21°1 und 21°9,
dagegen in Tarnopol und Ezernowitz schon 24° 0. Es steigert sich die Winterkälte wie die
Sommerwärme. Lemberg hat noch eine Jahrestemperatur von 8°1, der Jänner hat —3°8
Mittelwärme, der Juli 19°5;* Zloezöw 7°3, Jänner —4°3, Juli 18°4; Tarnopol 6°7,
Jänner —5°3, Juli 18°7; Ezernowitz 8°1, Jänner —4°0, Juli 20°0. Die extreme»
Kältegrade des Winters sinken nicht selten bis auf —30° und darunter, während die
Wärmemaxima sich bis zu 34 bis 37° erheben. Tarnopol hatte im Februar 1870 ei«
Temperaturminimum von —33°8, Ezernowitz sogar —35°0. Die absoluten durch-
schnittlichen Schwankungen der Temperatur im Laufe eines Jahres betragen im westlichen
und mittleren Theile Galiziens 52 bis 53°, im östlichen 55 bis 56°. Man hat als tiefste
und höchste Temperatur in jedem Jahre zu erwarten: zu Krakau —21°2 und 30°9,
Rzeszöw —20°1 und 32°9, zu Tarnopol —23°4 und 30°3, zu Stauislau —24°2
und 32°1 uud endlich zu Ezernowitz —21°8 und 32°9. Das Land steht den Kälte-
Invasionen aus Rußland von Nordosten und Osten her völlig offen, während die anderen
* Diese Temperaturen sind wohl etwas zu hoch, weil der Beobachtungsort sich inmitten der Stadt befindet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch