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Kronländer (Schlesien ausgenommen) theils dnrch die Gebirge, theils durch ihre westliche
Lage denselben mehr entrückt sind.
Die atmosphärischen Niederschläge sind in Galizien reichlich, sie nehmen nach Osten
ab, die Bukowina ist schon etwas spärlicher damit bedacht. Mit der Annäherung au
die Karpathen steigt die Regenmenge beträchtlich. Von 60 bis 70 Centimeter, die auf der
Hochfläche von Galizien im Allgemeinen fallen, steigt sie dort bis über 90 uud wohl uoch
höher. Die Vertheilnng der Niederschläge über das Jahr ist eine günstige: die größte
Menge fällt im Frühsommer (Maximum im Juni) und nimmt dann bis zum Herbst
langsam ab, Jänner und Februar haben die geringsten Niederschläge. Im Sommer
entladen oft die feuchten Nordwestwinde ihren Wassergehalt im Übermaß an den Nord-
Hängen der Karpathen und verursachen Überschwemmungen. Auch noch in Czernowitz ist
der Nordwestwind der Hauptregen- uud Gewitterwind, während der Südost, der
hauptsächlich neben ihm weht, von schönem Wetter begleitet ist. Galizien und die Bukowina
habe» ziemlich häufige Sommergewitter, die Wintergewitter fehlen dagegen im östlichen
Theile schon völlig.
Trotz der ziemlich continentalen Lage haben Ostgalizien und die Bukowina selbst
im Sommer uoch eine ziemlich feuchte Luft. Zu Czernowitz ist die Luft durchschnittlich bis
79 Pereeut mit Wasserdampf gesättigt, im Sommer noch bis zu 74 Percent. Die dann
vorherrschenden Nordwestwinde, die gegen den Abfall der Karpathen hinanwehen, sind es,
die diesen durchschnittlich hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft bedingen.
Das fiebenbürgische Gebirgs land schließt sich in seinen klimatischen Verhält-
nissen jenen der Bukowina ziemlich nahe an. Soweit wir dieselben kennen — Beobachtungen
liegen nur vou einigen Thälern vor — charakterisiren sie ein excessives Thalklima, strenge
Winter, arm an Niederschlägen, wechseln mit heißen Sommern, die reich an Gewittern
und Regen sind. Die östliche Lage, den Einfluß des Oceans fast ganz ausschließend, und
die südliche Breite wirken zusammen; letztere mildert schon etwas die Winterkälte, beide
steigern dieSommerwärme, die aber infolge der reichlichen Regen, des abkühlenden Einflusses
der Gebirge uud der hohen Lage der Thäler nicht excessiv wird. Auf den Witterungsgang
in Siebenbürgen nimmt das schwarze Meer schon einigen Einfluß durch die Luftdruckminima,
die sich dort selbständig entwickeln oder von Südwesten herauf demselben zueilen.
Von den mittleren Temperaturverhältuisseu der Thäler in Siebenbürgen mögen die
folgenden Angaben eine Vorstellung geben: Bistritz in 360 Meter Seehöhe unter 47° 7
nördlicher Breite hat eine Jännertemperatur von —4° 7, eine mittlere Juliwärme von
19°3 und ein Jahresmittel von 8°2; für Hermannstadt (400 Meter) sind die
entsprechenden Mitteltemperatureu —3°8, 19°3 und 8°6; für Schäßburg —4°1, 19°3
und 8°5, endlich für das hochgelegene Kronstadt (in 590 Meter) —4°9, 18°2 und 7°5.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch