Page - 193 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
Image of the Page - 193 -
Text of the Page - 193 -
193
Im Gegensatze zum Lorbeerwalde hat dieser immergrüne Laubwald nur wenig Schatten,
ist auch vvu einem reichen Unterholz durchsetzt uud nicht selten von Schling- und Kletter-
pflanzen, namentlich von der brennenden Waldrebe, dem Epheu, der wintergrünen
Kletterrose und dem wintergrünen Geißblatte durchflochten.
Von urwüchsigen! hochstämmigem Nadelholz tritt in der mediterranen Flora
Österreich-Ungarns nur die Meers t randsföhre (?>nus kulepensis) bestandbildend
auf, eiue Kiefer, welche durch die rothborkigen Stämme und die dünnnadeligen Kronen
ungemein malerisch wirkt, aber im Laufe der Zeit vielfach ausgerottet wurde uud sich
in kleineu Wäldchen fast nur noch auf der Halbinsel Lapad bei Ragusa und auf den
Inseln Lesiua, Lissa, Curzola, Lagosta, Meleda, Calamotta und Lacroma erhalten hat. Die
älteren Wälder aus Meerstraudsföhren zeigen ein dichtes Unterholz aus dem immergrünen
Schneeball, aus dem rothbeerigen und phönikischen Wachholder, aus Rosmarin und
zahlreichen anderen immergrünen Sträuchern. — Sehr charakteristisch für die mediterrane
Flora sind auch die immergrünen Buschwälder, welche unter dem Volksnamen
Machten bekannt sind. Immergrüne übermannshohe, vom Grunde aus vielverzweigte
starre Sträucher schließen dicht zusammen und bilden auf einsamen Vorgebirgen und anf
unbewohnten Inseln und Scoglien ein geradezu undurchdringliches Dickicht. Von dem
Dutzend Arten, welche diese Machten vorwaltend zusammensetzen, herrscht bald die eine,
bald die andere vor; hier ist es die banmförmige Haide, dort der Erdbeerbaum, au anderen
Stellen wieder die Myrte, die Pistazie, die Steinlinde, stellenweise auch die schon genannten
Wachholder, welche tonangebend auftreten und der Machie eine eigenthümliche Färbung
geben. Streckeuweise wird das Gestränch des Lpurtiuin ^uneeuin so vorherrschend, daß
die damit überwucherten Küstenstriche und Eilande zur Zeit, wauu dieser Strauch mit
seiueu goldigeu Blüteu geschmückt ist, schon aus weiter Ferne durch ihre gelbe Farbe
auffallen. Stechwinden umstricke» mitnnter das dichte Buschwerk und eine Unzahl niederer
krautartiger Gewächse schmückt die freieren Plätze, welche in diese immergrünen Einöden
eingeschaltet sind. Mitunter verbinden sich diese Bnschwälder mit den Gehölzen aus
immergrünen Eichen oder ziehen sich wohl auch iu die Bestände der Meerstrandsföhren
als Unterholz hinein und wechseln dort ab mit den niederen Phryganagestrüppen, welche
im Reichthum der Blüten mit deu Machten wetteifern. — Weit seltener als die Machten
und fast nur auf sonnigen, mit Felsblöcken besäeten Gehängen — wie zum Beispiele auf
deu vom Monte Baldo zum Gardasee abdacheudeu uutersteu Schutthalden — angesiedelt
sind die Busch Wälde r a u s dem J u d a s b a u m (tüercis 8iliquustrum), einem
Schmetterlingsblütler, dessen gebüschelte, kurzgestielte Blumeu jenen der rothen Akazie
ähnlich, noch vor der Entwicklung der grünen runden Blätter aus den Knospen der
schwarzen Zweige hervorbrechen und vou den Bienen gewöhnlich reichlich umschwärmt
Übersichtsband. 13
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch