Page - 194 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
Image of the Page - 194 -
Text of the Page - 194 -
194
werden, und am seltensten ist das Gebüsch des Oleanders (Zerium Oleanäer), der
bekannten Zierde der Ufer fließender Gewässer, welches im wärmereil mediterranen Gebiete,
zumal in Südspanien, Griechenland und im Orient, ähnlich dem Weidengebüsch die
Flußläufe begleitet, in Österreich-Ungarn aber sich nur ans die Säume einiger Bäche in
Dalmatien und am Gardasee beschränkt.
Ähnlich wie die Buschwälder zum Hochwalde verhalten sich die Genossenschaften
der niederen Sträucher und Halbsträucher zu dem Buschwalde. Schon Theophrast hat
diese niederen struppigen Strauchgewächse der mediterranen Flora, welche gleichsam eine
verzweigte Machie bilden, als Phrygana unterschieden, welcher Name bis ans den heutigen
Tag im Volksmunde fortlebt und auch in die Wissenschaft eingeführt wurde, so daß diese
für das mittelländische Florengebiet so bezeichnende Formation am zweckmäßigsten als
Phryganagest rüpp aufgeführt wird. Die verbreitetfteu und auffallendsten Bestandtheile
dieser Gestrüppe sind Lippenblütler, Schmetterlingsblütler, Cistrosen, Eriken, Nelken,
Rauten und immortellenartige Compositen. Gewöhnlich bilden dieselben ein buntes farben-
prächtiges Gemenge, häufig aber tritt auch nur eine Art durch große Jndividueuzahl
hervor uud es erscheinen dann stellenweise Labiatengestrüppe, Ginstergestrüppe, Cistrosen-
gestrüppe, Erikengestrüppe und Jmmortellengestrüppe ausgeschieden, die bald größere, bald
kleinere Strecken für sich allein in Anspruch nehmen. Entlang dem Canale di Leme in
Jstrieu, am Tersato bei Fülme und noch an zahlreichen anderen Orten sind weite Gelände
nur mit Salbeigestrüpp überwuchert uud eiuzelne Seoglien im Qnarnero erscheinen wieder
so dicht von dem rauhhaarigen Vogelkopf (?asserina kirsuta) überzogen, daß dadurch fast
jede andere Vegetation verdrängt wird. Aus dem niederen Gestrüppe erheben sich hier und
da mich die steifen Grashalme von Stipa-Arten, und wo das Gestrüpp aussetzt, sind auch
kurzhalmige kleine Nasen anderer Gräser und verschiedene kleine Kräuter und Zwiebel-
pflanzen eingeschaltet.
Dort, wo sich in der Nähe des Meeres sandige Hügelwellen hinziehen, erhebt sich
ein Dünengestrüppe, vorwaltend bestehend aus zerstreut stehenden Tamarisken, die im
geselligen Vereine mit dem venetianischen Hundswürger, einigen Wolfsmilcharten und
mehreren mit kriechenden Wurzelstöcken Verseheuen Quecken die Bindung des lockeren
Sandes versuchen. Ans dem mehr lehmigen Boden, insbesondere ans den nach der Regenzeit
des Frühlings zeitweilig unter Wasser gesetzten, im Hochsommer aber ganz austrocknenden
und Salze auswitternden Stellen erscheint ein der lebhaft gefärbten Blüten entbehrendes, in
düsteres Graugrün gekleidetes Sal inengestrüppe aus salzliebenden Wermutarten und
Meldengewächsen uud hart am Ufer des Meeres auf dem zerklüfteten und ausgefressenen
Gestein, genau so weit als der Sturmwind den Gischt der brandenden Wogen landeinwärts
zn treiben vermag, ein ebenso schmuckloses an Arten armes Klippengestrüppe, in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch