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längst ihre Früchte ausgereift haben, nnd vor Allem die im mediterranen Florengebiete
so vordringlich entwickelten Distel- und Akanthnsf lnren, welche allerwärts auf
beweidetem und bebautem Lande, an Straßenrändern und in der Nähe bewohnter Orte
sich ansiedeln. Sehr bezeichnend für die Flora des Mittelmeergebietes sind auch die schon
in den alten Mythen erwähnten Asphodil l f lnren, Massenvegetationen aus Asphodill,
Narcissen und anderen Zwiebel- uud Knollengewächsen, welche sich auf ebenem Boden in
tiefgründigem, lehmigem, zeitweilig reichlich dnrchfenchtetem Erdreich entfalten und zur
Zeit der Blüte einen unvergleichlichen Anblick gewähren. Wenn auch nicht so reichhaltig
entwickelt wie in den Ebenen Apnliens, wo oft unabsehbare Flächen mit dieser Formation
überkleidet sind, fehlt diese Asphodill- und Narcissenflnr doch keineswegs unserem
mediterranen Gebiete und ist insbesondere am Gardasee, auf einer der Brionischen Inseln,
in der Niederung bei Salona zc. in mannigfachen Schattirnngen entwickelt. Nicht weniger
charakteristisch sind die Dünengrasf lnren aus rohrartigen Gräsern, Binsen und Simsen,
welche als eine den Dünensand festigende Pflanzengeneration das zuerst sich ansiedelnde
früher erwähnte Dünengestrüpp abzulösen die Aufgabe haben, nnd schließlich die Bart-
grasf luren aus hohen Gräsern, zwischen deren Rasen zahlreiche krautige Schmetterlings-
blütler, Dolden, Nelken, Orchideen und Rubiaeeeu eingeschaltet sind und welche stellen-
weise als Wiesen benützt werden, wenn sie auch nirgends eine solche Ausdehnung erlangen,
daß sie besonders auffällig hervortreten würden. Die blumigen grünen Matten, welche
für die Landschaften nördlicher Gebiete so bezeichnend sind, fehlen der mittelländischen
Flora, und gerade das Ausfallen derselben trägt nicht wenig zu dem eigenthümlichen
physiognomischen Ausdrucke der südlichen Landschaft bei.
In seichten Süßwasseransammlungen und in der Umgebung von Quellen sind
vorwaltend Pflanzengenossenschaften entwickelt, welche eine sehr weite Verbreitung haben
und auch iu den nordwärts angrenzenden Florengebieten an ähnlichen Orten angetroffen
werden. Nur die Röhrichte machen eine Ausnahme, indem nämlich im Süden das
prächtige bis zu vier Meter hohe ^runäc, vonax an Stelle des in den nördlichen Gegenden
verbreiteten?kiaxmites auftritt.
Im brackischen Wasser, auf den flachen Sandbänken an den Flußmündungen, so
wie auf dem ebenen schlammigen Boden der Lagunen bilden sich die Seegrasbestände
aus, welche, von der zu dichten Rasen verflochtenen und den Boden fast ausschließlich
beherrschenden Zoster» marina gebildet, eiuer unter Wasser gesetzten Wiese gleichen; in
den Gräben an den flachen Küsten, sowie in Häfen und Kanälen erscheinen dagegen die
Ulvenbestände, die aus grüueu schlauch- oder darmförmigeu Enteromorphen, der einem
Salatblatte ähnlichen Diva I^acwea und gewöhnlich auch aus mehreren dunkel rothbraunen
Polysiphonien zusammengesetzt sind.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch