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Die das politische Florengebiet charakterisirenden Pflanzengeiiossenschaften aber sind
folgende: Der politische Laubwald. Vorherrschend sind in demselben die österreichische
Eiche (Huercus Austriaca) und andere sommergrüne Eichen mit flaumhaarigem Laube,
in deren Bestand horstweise oder vereinzelt die Silberlinde, der Haselnnßbanm, die östliche
Hainbuche, mehrere Ahornarten und viele andere Laubhölzer eingesprengt sind. Auch der
Kastauienbanm, sowie der Wallnußbaum gehören ursprünglich dieser Waldformation an,
und die Wallnußbäume mit kleinen Früchten, sehr fester Steinschale und ungemein ölreichem
Samen, welche auf den Bergen an der unteren Donau im Czeruathale und im Krassöer
Comitate vorkommen, sind nicht als verwildert, sondern als ursprünglich wild anzusehen. —
Unter den Kronen dieser hochstämmigen Bäume breitet sich im jüngeren Mischwalde
ein Gemenge aus sehr üppigen Gräsern, Stauden und Sträuchern aus, von welchen
insbesondere die auf dem nebenstehenden Bilde dargestellten Arten l'elekia spseiosu,
^Vulästeinia Aeoiäes und Nelica altissima hervorzuheben sind. Je älter der Wald wird,
desto mehr nimmt im Grunde desselben eine kurze geschlossene Grasnarbe überhand; die
Sträucher, Halbsträucher und Stauden werden mehr und mehr an den Waldrand hinaus-
gedrängt oder erfüllen wohl auch die Lücken des Bestandes, welche sich durch Windbrüche
oder auf irgend eine andere Weise gebildet haben. Unter den Sträuchern, welche das
Unterholz, beziehungsweise die heckenartigen Säume am Ausgange des Hochwaldes bilden,
sind insbesondere der tatarische Ahorn, die Lambertshaselnnß, der warzige Spindelbaum
und mehrere Wegdornarten, aus der Reihe der Halbsträucher und Stauden, welche sich mit
dem Unterholze im Waldgrunde oder am Waldrande combiniren, die stattliche Telekia, der
dnnkelblütige Germer, die hochstengelige Phlomis, die schlanke Nelica altissima, mehrere
Paeonien nnd Nießwnrzarten, Waldsteinia und Smyrninm, einige Ginster- und Geißklee-
büsche als besonders charakteristisch hervorzuheben. — Nicht weniger eigenthümlich als
diese Waldformation sind für das Pontische Gebiet die Schwarzföhrenwälder. Der
Banmbestand derselben wird aus drei einander sehr ähnlichen Föhrenarten mit lichtgrauen
Stämmen, schirmartiger flachgewölbter Kroue und dunklen langen Nadeln gebildet, von
welchen die eine (?inus ?allusikma) in Kleinasien und in der Krim weit verbreitet, in
Österreich-Ungarn nur auf das südliche Siebenbürgen, die Berge an der unteren Donau
bei Szviuieza und auf das Czernathal bei Mehadia, die zweite (?inus nigricans) auf den
westlichen Rand des Wiener Beckens, anf den Tarnovaner Wald und das kroatische Karst-
land nnd die dritte (?irms leueoäerinis) auf den südlichsten Theil des Gebietes, auf die an
Montenegro grenzende Berggruppe der Biala Gora (Orjeu) und die Erna Gora in Bosnien
beschränkt ist. Im Grunde dieser Schwarzföhrenbestände findet sich eine lockere Grasnarbe,
vorwaltend aus starren Festnca- und Sesleria-Arteu und mehreren Seggen, zwischen deren
Rasen sich niedere halbstranchige Sonnenröschen, Wolfsmilcharten und Schmetterlings-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch