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das niedere Bergland bedecken, ist in beiden Gauen die gleiche. Die wenigen im podolischen
Gaue verbreiteten, im daeischen dagegen fehlenden Arten sind dnrchgehends solche, welche
weiterhin über die podolischen Steppen verbreitet sind. Am mannigfaltigsten ist die den
podolischen Gau charakterisireude Pflanzenwelt im Ufergelände des Dniester, in der
Umgebung von Bileze, Janow, Kadobestie, Pantalicha, Tarnopol, Zaleszczyki, auf der Okua
uud Draucza und bei Snezawa entwickelt. Nach Westen nimmt die Zahl der Steppen-
pflanzen rasch ab, und entlang einer Linie, welche von Kolomea nach Brody zieht, stoßen
die Federgrasfluren und Geißkleegestrüppe der pontischen Flora mit den Weißföhren-
wäldern, Haidekrautgestrüppen und Silbergrasfluren der baltischen Flora zusammen.
In vertiealer Richtung gliedert sich die politische Flora in drei Regionen. Die
untere oder Steppenregion ist vorherrschend Flurland. Als waldbildende Bäume
erscheinen sommergrüne kahlblättrige Eichen, Pappeln, Eschen und Weiden; die Wälder
sind aber nur auf die Hügelwelleu und auf den Saum der Wasserläufe beschränkt.
Unabsehbare Strecken längs den Wasserläufen sind auch mit Rohrbeständen bestockt. Die
mittlere Region wird durch das Vorkommen sommergrüner flaumhaariger Eichen und
die obere Region durch die Schwarzföhren- und Rothbuchenwälder charakterisirt.
Die Ausnützung der Pflanzenwelt durch die seßhafte Bevölkerung ist in diesen
Regionen eine wesentlich verschiedene. Die obere und vorzüglich die mittlere Region ist
in land- und forstwirtschaftlicher Beziehung ganz besonders begünstigt; sie vereinigt eine
Reihe klimatischer Vortheile der nachbarlichen Landstriche, ohne auch gleichzeitig unter
den in der Nachbarschaft sich geltend machenden Nachtheilen zu leiden. Die Cerealien
reifen in dem warmen Sommer ganz vorzüglich, und die Frage, ob dieselben auch gut und
trocken eingeheimst werden können, eine Frage, welche in dem nördlicher gelegeneu Floren-
gebiete so viele Sorgen macht, kommt hier in dem regenarmen pontischen Gebiete fast
niemals in Betracht. Die Rebe, welche in der pontischen Flora ursprünglich heimisch und
eine charakteristische Liane der Auwälder ist, zeitigt in dem heißen Sommer reichliche
Trauben, die an Süße selbst den im mediterranen Gebiete gereisten nicht nachstehen.
Während aber in dem zuletzt genannten Gebiete die Weinlese immer schon zu einer Zeit
vorgenommen werden muß, dereu hohe Temperatur die Erzeugung haltbarer Weine sehr
schwierig macht, hat das politische Gebiet den großen Vortheil, daß Lese und Mostbereitnng
in einen kühlen Herbst fallen, dessen niedere Temperatur die Einleitung einer langsamen
Gährnng und die Gewinnung sehr haltbarer Weine in den kühlen Kellern ermöglicht.
Zudem sagt der tiefgründige Löß der mittleren Region und noch mehr der an Alkalien
reiche, am Rande des ungarischen Beckens weit verbreitete trachytische Boden der Rebe in
hohem Grade zu, und es werden hier Weine gekeltert, welche zu den feurigsten und
berühmtesten der Welt zählen. Holz, dessen Mangel die wirthschaftlichen Verhältnisse der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch