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Viel charakteristischer sind für das Gebirge die giftigen Schlangen, deren die
österreichisch-ungarische Monarchie drei Arten besitzt. Eine von ihnen, die Schildviper,
auch Redische Viper (Vipern aspis) genannt, scheint sich vornehmlich ans Südtirol
und das illyrische Küstenland zu beschränken uud nahezu die obere Grenze der Alpen-
region zu erreichen, die zwei übrigen Formen finden sich in beiden Reichshälften theils
neben einander, so in den südlicheren Theilen, vor. Die am weitesten verbreitete, in
jedem Kronlande einheimische Art ist die Kreuzotter (Vipera auch ?elias berus) mit
ihrer alpinen einfarbig schwarzen Varietät, der sogenannten Vipern Prester, die von
Unkundigen oft genug mit schwarzen Exemplaren der unschuldigen Ringelnatter verwechselt
wird und bis zu einer Höhe von 2.600 Meter vorkommt; die andere, die sogenannte
Sandviper (Viperu ammoclxles), angeblich auch auf der Raxalpe bereits beobachtet,
ist mehr auf den Süden des Alpengebietes beschränkt; sie ist stellenweise sehr gemein,
scheint sich aber interessanterweise zum Unterschiede von Vipern aspis, die mehr das
Sandsteingebirge liebt, in manchen Gegenden ausschließlich an das Kalkgebirge zn
halten. Vipern »mmc»äz?les ist von Südtirol an, wo sie namentlich bei Bozen auftritt,
durch ganz Kärnten, die südliche Steiermark, Krain, Jstrien, Dalmatien, Südungarn
bis nach Siebenbürgen (Diva, Huuyader Comitat) und darüber hinaus verbreitet. In
einigen Alpengebieten tritt diese gefährlichste europäische Giftschlange mit relativ enormer
Jndividuenanzahl auf; so bewohnt sie nebst der typischen Form und der alpinen Varietät
der Kreuzotter sämmtliche Vorberge der Sannthaler Alpen, diese selbst sowie das Nachbar-
gebiet von der engen Thalsohle an bis zu 500 bis 600 Meter über dem Meere; man traf
sie in den südlichen Kalkalpen noch in einer Höhe von über 1.300 Meter (4.000 Fuß). Sie
scheut durchaus nicht die Gegenwart des Menschen, siedelt sich in manchen Örtlichkeiten
geradezu in seiner Nähe an; fast inmitten mancher Ortschaften findet sich in Mistbeeten
uud dergleichen die Vipern ainmoä^tes. Unweit von Diva (in Ungarn) wurden im
December 1880 in einem kurz zuvor eröffneten Steinbruche (Labrador - Trachyt) auf
einem etwa 30 Quadratmeter umfassenden Flächeuraum über 100 zwischen den Steinen
Winterschlaf haltende Exemplare vorgefunden.
Acht Lurchspecies bewohnen die Alpenregion, d. h. gehen von ihrem eigentlichen
Heim, der Ebene, bis in diese Höhe hinauf; uur eine ist sehr charakteristisch: die Lalamancira
atra, der schwarze Salamander, der in der Alpenkette zwischen 1.000 bis 2.300 Meter
seine Hauptverbreitung findet, übrigens wenn auch selten an den Torflehnen des
Altvaters, in den Sudeten und in den Karpathen (?) nachgewiesen werden konnte. Ein
ungleich größeres Gebiet occnpirt der Alpenwassersalamander (Iriton alpestris), der.
abgesehen von seiner größeren horizontalen Verbreitung, von der Thalsohle an (für
Steiermark verbürgt) bis 2.100 Meter über dem Meere (Tirol) vorkommt. Mit Ausnahme
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch