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(>I. avellanarius) und der eigentliche Siebenschläfer „Vilch" (>l. Flis) verbreiten sich über
die gesammte Monarchie im ebenen nnd gebirgigen Terrain, doch wird erstere nur
ausnahmsweise in beträchtlicherer Jndividnenanzahl angetroffen, während der letztere
namentlich in Krain, in Südungarn, auch in Böhmen :c. eine sehr gewöhnliche Erscheinung
bildet. Der durchschnittlich seltene Gartenschläfer endlich czuei-cinus) soll in Nieder-
österreich ganz fehlen, wiewohl er in Böhmen, im ganzen Alpengebiete, in Ungarn,
Siebenbürgen, in der Bukowina und in Galizien beobachtet werden konnte.
Wie bereits erwähnt wurde, ist das Vorkommen des polnischen Mnrmelthieres
^Vi'ctc»m)'s bobae) iu unserem Vaterlande höchst fraglich.
Nächst verwandt den Murmelthieren, von einigen Forschern generisch von jenen
gar nicht abgetrennt, sind die für unsere Steppen höchst charakteristischen Zieselmäuse,
„Ziesel", „Erdzeisel", deren wir zwei als specifisch verschiedene Formen neuerdings wieder
anerkannte Vertreter in unserer Fauna besitzen: der eine, das sogenannte Perlziesel
(Speimvpliilus Auttaws) scheint auf Galizien beschränkt zu seiu uud daselbst die weitaus
häufigere Art, den Spermopkilus oitillus, der dort fehlen soll, zu ersetzen. Letzterer findet
sich im mittleren Böhmen, in Mähren, Schlesien, häufig in Niederösterreich, einem Theile
Oberösterreichs, in Lberungaru, nördlich vom Neusiedlersee, auf dem sogenannten Haide-
boden und donanabwärts, seltener in der Baranya, sehr häufig iu den Theißniederuugeu,
endlich in Siebenbürgen; in Bosnien fehlt er.
Das gemeine Eichhörnchen (Seiurus vulgaris) kommt zwar in mehrfachen und
zwei constauteu Farbenvarietäten (im rothbraunen und schwarzen Kleide) iu der ganzen
Monarchie in gebirgigen und ebenen Nadel- nnd Laubholzwäldern vor, fehlt jedoch
merkwürdigerweise in manchen Gegenden, die ihm die besten Existenzbedingungen böten,
ohne nachweisliche Ursache fast vollständig. In der südlichen Baranya z. B. wurde es unr
in den Auwäldern der Dran beobachtet, nie in den ausgedehnten Urwäldern der Donan,
zugleich wurde coustatirt, daß die dort häufigere schwarze Varietät, auch von Slavonien
herüberkommend, den breiten Dranfluß durchschwimmt.
Die Leporideu eudlich sind in der Ebene durch deu gemeinen, auch iu weißer Abart,
seltener in bläulicher und schwärzlicher, wie in Böhmen, vorkommenden Feldhasen und
das Kaninchen repräsentirt, welches „verwildert" in Böhmen und namentlich in Nieder-
österreich (Umgebung vou Wien) lebt. Da das Kaninchen auch im Nußdorfer Löße
gefunden wurde und zur Bronzezeit in Mähren vorkam, so liegt die Annahme nahe, daß
es ursprünglich wild bei uns sich vorfand.
Von paarzehigen Hufthieren kämen nach Ausschluß der für die Gebirgsfauna
charakteristischen Formen zunächst das Wildschwein, das Roth- nnd Rehwild in Betracht.
Das echte das heißt „nnvermischte" Wildschwein findet sich heutigen Tages nur mehr in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch