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abgetrennten Riedparcellen, in denen oft thatsächlich für keinen Schritt Raum frei bleibt,
wo der Erdboden in hüpfender Bewegung begriffen scheint. Ungeachtet mehrfacher
Abänderung in der Farbe und Zeichnung der genannten Raniden ließ sich bisher der
Nachweis nicht erbringen, daß diese Froschmyriaden auch den interessanten südlichen
viscvAlossus pietus bergen, der vor Jahren in einem syrmischen Sumpfe bei Jakowa
vermuthet wurde. In enormer Masse bevölkert auch der Laubfrosch, häufig mit bräunlicherer
oder bräunlichgrauer Grundfarbe, den südlichen Sumpf- und Landwald. Mit Ausnahme
der noch sehr gemeinen Feuerunke treten die sonst in der Monarchie einheimischen Kröten
relativ an Zahl zurück, mehrere fehlen vollständig. Die bei Wien ziemlich häufige Knob-
lauchkröte (?slodatös t'uscus) wird in vielen Niederungsgegenden, welche iu dieser Hinsicht
allerdings noch wenig durchforscht sind, nicht oder nur vereinzelt vorgefunden und für
die Rohr- oder Kreuzkröte (Lul'o ealamita) sind nur wenige sichere Fundstellen überhaupt
bekannt, wiewohl ihre Verbreitung eine sehr ausgedehnte ist. Ziemlich häufig iu manchen,
durchaus nicht allen Wäldern der Niederung ist der gefleckte Erdmolch und viele Antümpel
bergen den großen und kleinen Wassersalamander — charakteristisch ist aber keiner von
ihnen. Bessere Vertretung finden die Reptilien, zunächst die Saurier in einer etwa 10 bis
11 Centimeter langen ausgezeichneten südöstlichen Art, der sogenannten Johanniseidechse
(^dlepliarus pannonieus), die namentlich in den Gehängen des Ofener Gebirges zahl-
reicher auftritt und auch im Gebiete des Plattensees bekannt wurde. In dem südungarischen
Hügelterrain fanden wir bisher aber noch kein Exemplar. Wiewohl strenge genommen nicht
zur Steppenfauna gehörig, sei einer weiteren südöstlichen Art, des Scheltopnsik spseuäopus
?allasii) gedacht, der in unserer Monarchie keineswegs auf Jstrien, Dalmatien, Bosnien zc.
beschränkt ist, sondern auch in der Nähe von Wien (bei Purkersdorf), im Pacherngebirge
der südlichen Steiermark, in der Bukowina und wahrscheinlich auch iu Ungarn ein bislang
weniger beachtetes Vorkommen findet. Allenthalben trifft man die Blindschleiche. Die
eigentlichen Lacerten sind auch in der Niederung, namentlich an den Steilhängen des Donau-
stromes und in trockenen Landwäldern durch drei weitverbreitete Arten (liSeerta a^ilis,
viiickis und muralis) repräsentirt; daß übrigens die Mauereidechse auch dem Murthale
stellenweise häufiger als die 1>aeerla »Filis eigen ist, scheint noch weniger bekannt zu sein.
Zu der in mehrfachen Abänderungen die ganze Ebene bewohnenden gemeinen Ringelnatter,
der österreichischen Natter, der Äscnlapschlange (von welcher auch interessante albinotische
Exemplare beobachtet werden) und der Würfelnatter tritt noch eine östliche Form, der bis
zweieinhalb Meter lange Loluder easpius (eine Varietät der ^amenis viriäillavus) in der
ungarischen, namentlich syrmischen Ebene hinzu; ^lapliis eervone würde hier zu nennen
sein, sollte sich deren Vorkommen bei Mehadia bestätigen. Die Giftschlangen stellen in der
Ebene nur eiueu Repräsentanten, die hier sehr seltene Kreuzotter.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch