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unter den ersten christlichen Kaisern zn frischem Aufschwünge gelangt. Die Zerstörung oder
Verarmung aller Grenzorte und Städte, die Abtrennung von Italien iu politischer,
cultureller uud kirchlicher Beziehung, der Abzug vieler wohlhabenden uud gebildete»
Elemente, die Vernichtung der Ostgothen, welche die römische Herrschaft gegen die
andringenden Germanen geschützt hatte, mußten den Romanismus in unseren Ländern auf
das empfindlichste treffen, wenn auch eine zahlreiche romanische Bevölkerung noch unter
den neuen Verhältnissen in den von den Germanen ocenpirten Ländern unzweifelhaft
zuriickblieb, ja sogar, wie Jnstinians Brief an Narbod vom 17. Febrnar 565 beweist, edle
Familien ans Rom in die Alpen fluchteten. Von einer gewaltsamen Vernichtung der
Romanen durch die germanischen Sieger ist keine Rede. Schon die Erhaltung der zahl-
reichen keltoromanischen Namen für Gebirge, Flüsse und Ortschaften bis auf unsere Zeit
beweist eine ununterbrochene Tradition durch eine allmälig umgewandelte Bevölkerung.
Übrigens besitzen wir zahlreiche urkundliche Beweise für die Erhaltung romanischer Volks-
splitter bis ins Mittelalter. Dies scheint sowohl für die Nord- als die Südalpen zu gelten.
In Südtirol uud iu Friaul haben sich bekanntlich noch Reste der keltoromanischen
Bevölkerung bis auf unsere Zeit erhalten.
Werfen wir uuu einen flüchtigen Blick anf die nördlichen und östlichen Theile der
Monarchie.
In Böhmen saßen in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die Markomannen, in
Mähren an der March und Thaya die Quadeu, beide wohl unzweifelhaft untermischt mit
Resten keltischer Völker (Gothiner iu der Gegend von Blansko).
Im Norden dieser Völker finden wir im Egerlande die Norisker, im Riesengebirge
und dem Gesenke die Buren, Vandalen, Silinger, lauter germanische Stämme, welche im
Anfange des V. Jahrhunderts von den Hunnen theils verjagt, theils, wie die Markomannen
und Quaden, unterjocht wurden.
Die frühesten nns bekannt gewordenen Bewohner der Karpathen sind die thrakischen
Karpen und die germanischen Bastarner. Dieselben wurden aus dem karpathischen
Ceutralgebirge durch die Kelten verjagt und zogen sich dann nordwärts anf das
ostgalizische Plateau, vou wo aus sie, das Duiesterthal beuützeud, das Reich der Geteu
und die Gestade des Schwarzen Meeres dnrch häufige Raubzüge beunruhigten.
Im letzten Jahrhundert v. Chr. wnrde in diesen östlichen Gegenden die Macht
der Kelteu durch das vortrefflich organisirte Reich der Darier gebrochen. Nach lang-
wierigen Kämpfe», sowie durch unaufhörliche Zuzüge von neuen Bölkerscharen ins
Donauthal, wie z. B. der Jazyger, bildete sich an den nördlichen Ausläufern der
Karpathen und anf dem ostgalizischen Plateau eine bunte Mischbevölkerung heraus, in
welcher die Splitter von thrakischen, keltischen, germanischen und pannonischeu Völkern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch