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Es wurden daher Friedensverhandlungen zu Chatillon eröffnet; da aber Napoleon keine
Zugeständnisse machen wollte, zerschlugen sich dieselben, nnd Österreich, Preußen, Rußland
und England kamen in dem Vertrage von Chanmont überein, den Krieg nicht eher zn
beendigen, als bis ein Friede erreicht wäre, der das Gleichgewicht und die Ruhe in Enropa
verbürge. Nach zwei neuen Niederlagen bei Laon durch Blücher und bei Arcis snr Anbe
durch Schwarzenberg faßte Napoleon den verwegenen Plan, dem Feinde die Straße nach
Paris offen zu lassen, sich ihm in den Rücken zu werfen und einen Volkskrieg zu errege».
Allein die Verbündeten rückten mit gleicher Kühnheit auf Paris los, das nach der
Erstürmung der Höhen des Montmartre capitnlirte. Am 31. März hielten Kaiser Alexander,
König Friedrich Wilhelm III. und Fürst Schwarzenberg ihren Einzug. Zwei Tage später
erklärte der Senat Napoleon für abgesetzt. Dieser selbst dankte auf die Nachricht vou den
Vorfällen in Paris zuerst zu Gunsten seines Sohnes, dann, als diese bedingte Entsagung
von den Alliirten nicht angenommen wurde, unbedingt ab. Er behielt den Kaisertitel und
die Insel Elba nebst einer Jahresrente. Die Kaiserin Marie Louise erhielt Parma und
Piacenza mit dem Erbrechte für ihren Sohn. Bald nachher wurde der erste Pariser Friede
abgeschlossen, der dieBourbous (LudwigXVIIl.) wieder auf den Thron setzte und Frankreich
auf die Grenzen von 1792 redneirte. Wohl kehrte Napoleon von Elba noch einmal nach
Frankreich zurück, wo er bei der gegen die Bourbous herrschenden Mißstimmung mit
Jubel aufgenommen und im Triumphe nach Paris geleitet wurde. Aber die verbündeten
Monarchen erklärten ihn als „Feind und Störer der Ruhe der Welt" in die Acht und der
Herrschaft „der hundert Tage" machte die furchtbar blutige Schlacht bei Waterloo (Belle-
Alliauce) ein Ende. Neuerdings legte Napoleon zu Gunsten seines Sohnes die Regierung
nieder; er selbst wurde, als er sich nach England flüchten wollte, verhaftet und als Gefan-
gener der Verbündeten auf das im Weltmeer gelegene einsame Felseiland St. Helena
gebracht, wo nach sechs Jahren, an denen der Schmerz tief gesunkener Größe nagte, dieser
„gefesseltePromethens" endlich im Grabe die Rnhe fand, die ihm im Leben fremd geblieben
war. Dem Kriege mit Frankreich aber machte der zweite Pariser Friede ein Ende, der
Ludwig XVIII. neuerdings auf den Thron Frankreichs innerhalb der Grenzen von
1790 erhob.
Schon früher war zur Ordnung der europäischen Verhältnisse ein Congreß zu Wien
eröffnet worden, der außer den „drei Alliirten", welche am 12. September 1814 ihren
Einzug hielten, die bedeutendsten Staatsmänner versammelte und auf welchem glänzende
Feste mit ernste» Unterhandlungen abwechselten. Österreich erhielt durch die Pariser
Friedensschlüsse, die Bestimmungen des Wiener Kongresses und den Separatfrieden mit
Baiern, was es verloren hatte, zurück und als Entschädigung für die Vorlande und Belgien
Dalmatien und das venetianische Gebiet, welches mit der Lombardie zu einem Königreiche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch