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Mesopotamien der Drave und Save schließt sich demnach einerseits an die ungarische Tief-
ebene, anderseits an den Landstrich zwischen der Donau und Drave.
Eine gänzlich verschiedene Gestaltung und Natur hat der Landstrich im Süden
der Kulpa und das Küstenland; dieser unterscheidet sich am meisten von den übrigen
Gegenden des Landes, er bildet mit seinem verkarsteten Felsrücken den Übergang zn den
Balkanländern.
So hat demnach die Natur die einzelnen großen Theil des Landes auf verschiedene
Weise zugeschnitten und gestaltet und jedem seine eigenen Schönheiten zugetheilt, sie
hat jedem Landstriche eine eigene Physiognomie aufgedrückt und ihn mit verschiedenen
eigenartigen Schätzen reichlichst ausgestattet; in die Eingeweide der Gebirge bettete sie
verschiedene Erze, Steinkohlen und andere nützliche Mineralien, die Fluren bekleidete sie mit
fruchtbarer Ackerkrume, schuf sprudelnde Quellen, rauschende Bäche, schleichende Fluß-
adern und majestätisch dahinwogende Ströme. In der That, das von den Karpathen als
ein großartiges Amphitheater umschlossene Land, welches die Donan, Theiß, Drave und
Save durchströmen, ist ein schönes, ein gesegnetes Land, in welchem ein glückliches Staats-
wesen erstehen und gedeihen konnte.
Dieses Staatswesen wurde von dem Volke der Magyaren gegründet und bereits ein
Jahrtausend hindurch unter den kritischesten Wechselfällen aufrecht erhalten. Die Magyaren
kamen in jener Gegend ins Land, wo der die Grenze bildende Gebirgskranz am schmalsten
ist. Nachdem sie die waldigen Gebirgsrücken überschritten hatten, folgten sie den Thal-
öffnungen und überschwemmten ohne Hinderniß die weite Tiefebene. Die in dieselbe
mündenden Thäler führten sie dann aufwärts in das gebirgige Hochland, dessen Ein-
wohner ihnen ohne Widerstand huldigten; dann setzten sie über die Donau, und nach-
dem sie auch das fruchtbare Hügelland erobert hatten, drangen sie auf ihren schnellen
Rossen bis zur Save und zur See vor. Mit jugendlichem Feuer, mit heldeumüthiger
Begeisterung stürmten unsere auf Eroberungen sinnenden Ahnen vorwärts, sie überschritten
von Zeit zu Zeit auch die natürlichen Grenzlinien und dehnten ihre Feldzüge weithin aus
in die südlichen und westlichen Länder. Aber bald ließen sie ab von ihren herum-
schweifenden Kriegszügen und siedelten sich innerhalb der von der Natur vorgezeichneten
Grenzen an.
Schon die ersten Herzoge schlugen instinetmäßig und doch mit richtigem Takte ihre
Zelte dort auf, wo sich das natürliche Centrum, das Herz des Landes befindet, von dem
ans die einzelnen Landestheile am leichtesten zusammengefaßt und regiert werden konnten.
Diesen Mittelpunkt bezeichnet das große Donauknie: die Esepeler Insel, die Umgegend
von Budapest sind jene Orte, an welchen bereits Ärpäd die Tage der Ruhe verlebte. In
dieser Gegend stoßen zusammen und berühren sich das große Tiefland, das nordwestliche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch