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Die Goldene Bulle machte weder in der damaligen, noch auch in viel späterer Zeit
die Verletzungen der Nationalrechte wieder gut. Als Andreas II. nach einer dreißig-
jährigen unruhigen Regierung starb, hatten die ausgeplünderten Bewohner des dem
Elende verfallenen Landes kaum Ursache, seinen Tod zu beweinen (1235).
Der 29jährige Be la I V. ergriff mit starker Hand die Zügel der Regierung, er wollte
in des Wortes vollster Bedeutung Herrscher in seinem Lande sein. Den Palatin Dionysins,
den Hauptanstifter der Unruhen, ließ er blenden, ungetreuen Beamten den Proceß machen.
Die in ihren Interessen ver-
letzten flüchtigen Malcontenten setzten
ihren ganzen Einfluß darein, den
österreichischen Herzog Friedrich zu
kriegerischem Auftreten zu bewegen;
aber Bela wies nicht nur dessen An-
griffe zurück, sondern vergalt dieselben
auch, indem er Friedrich nach Wien
zurückdrängte und zwang, den Frieden
durch große Geldopfer von ihm zu
erkaufen (1236).
Es war zu Anfang der Re-
gierung Belas, daß die Ta ta ren ,
deren Macht unter Dschingis-Khan
riesig angewachsen war, Osteuropa zu
bedrohen anfingen. Die zwischen Don
und Donau hausenden Kumanenwaren
nach blutigen Kämpfen gezwungen,
. Die Goldbulle König Bilas IV.
entweder sich zu unterwerfen oder sich
vor der erdrückenden Übermacht zurückzuziehen. Die Flüchtlinge wandten sich unter
Führung Kötenys (Kuthen) an Bela IV. und flehten um Aufnahme. Bela empfing die
kriegerischen Kumauen mit Freuden, denn er konnte nicht nur gegen die Tataren willkommene
Dienste von ihnen erwarten, sondern hoffte in ihnen auch gegen die unzufriedenen
Magnaten Stützen seines Thrones zu finden. Köteny und die Seinigen wurden, nachdem
sie die Taufe genommen, im ungarischen Tieflande ansäßig gemacht (1239).
Die heidnischen Kumanen, die an das Steppenleben gewohnt waren und von Vieh-
zucht und Kriegsbeute sich ernährten, fügten dem ackerbauenden ungarischen Volke unermeß-
lichen Schaden zu und erbitterten die Magnaten noch mehr gegen den König, bei dem man
sich vergebens gegen die Kumanen beschwerte.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch