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Colonisten, regelte die verworrenen Besitzverhältnisse, vermehrte die Zahl der Burgsassen
und ließ zum Schutze des Landes Burgen erbauen. Damals entstand auf den zur
Pester Gemarkung gehörigen Hügeln die neue Festung, die heutige Ofener Burg, die
spätere Residenz der Könige.
Binnen vier Jahren erholte sich das Land soweit von den erlittenen Schäden, daß
Bela IV. einen Vergeltungszug gegen den österreichischen Herzog Friedrich unternehmen
konnte, in welchem er nicht nur die abgetrennten drei Comitate zurückeroberte, sondern
auch den Herzog in der Schlacht bei Neustadt schlug, in welcher dieser letzte Sprößling
der babenbergischen Dynastie den Tod fand (1246).
Bela IV. besetzte von den Erbländern Friedrichs Steiermark für seinen minder-
jährigen, schon 1245 gekrönten Sohn Stefan, Österreich wurde durch den böhmischen König
Wenzel für seinen Sohn Ottokar II. oecnpirt. Um den Besitz dieser Provinzen entbrannte
ein langer und in seinen Konsequenzen wichtiger Krieg zwischen der ungarischen und der
böhmischen Königsfamilie, bis endlich Bela IV. gezwungen war, nach einer an der March
verlorenen Schlacht Steiermark dem böhmische» König Ottokar zu überlassen (1260).
So kam die Versöhnung mit Ottokar zu Stande, der im folgenden Jahre mit einer
Enkelin Belas IV., Knnignnde, sich vermählte. Aber ein noch gefährlicherer Streit
entbrannte in der königlichen Familie selbst. Der junge König Stefan vermochte nämlich
den Verlust der einst von ihm besessenen Steiermark nicht zu verschmerzen, gab sich
mit dem Besitze Siebenbürgens, das ihm sein Vater als Antheil angewiesen, nicht
zufrieden, sondern forderte, als Erstgeborener, die einträglicheren Provinzen Kroatien und
Dalmatien zurück, welche ihm von seinem Vater weggenommen und dem begünstigteren
jüngeren Sohne BKa gegeben worden waren. Darüber entstand ein innerer Krieg, welcher
sich von Zeit zu Zeit immer wieder erneuerte, mit abwechselndem Glücke fortgesetzt wurde
und mit dem Siege Stefaus bei Jfaszeg endete (1265).
Die Häupter der großen Familien, von den mit einander in Streit lebenden Königen
mit Geschenken überhäuft, wurden infolge dieses inneren Krieges neuerdings so mächtig
und störten die gesetzliche Ordnung wie zu Andreas II. Zeiten so sehr, daß Mla IV.
gezwungen war, die Rechte des unterdrückten niederen Adels in einem feierlichen Briefe
zu bestätigen, in welchem er sich und seine mit königlicher Macht bekleideten Söhne Stefan
und Bela unter Strafe der durch den Graner Erzbischof zu verhängenden Exeommnnication
dazu verpflichtete, die Punkte dieses Privilegienbriefes einzuhalten (1267).
Daß die gezwungenen Ausgleiche die Bitterkeit gegen Stefan aus dem Herzen
Belas IV. selbst nach dem Tode seines Lieblingssohnes Bela (1269) nicht vertilgen konnten,
geht aus den letztwilligen Verfügungen des sterbenden Königs hervor, der seine Familien-
schätze seiner Tochter, der verwitweten Anna, Schwiegermutter des böhmischen Königs,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch