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Truppen des Kaisers und Königs Franz und alle Angriffe Napoleons brachen sich an den
Heerscharen des Erzherzogs Karl, doch schon nach sechs Wochen wurden alle Früchte dieses
taktischen Sieges durch die Niederlage bei Wagram (5. und 6. Juli) vernichtet.
Der Friede von Schönbrunn (14. Oktober 1809) legte der Monarchie große Opfer
auf und entriß dem Gebiete der ungarischen Krone Theile Kroatiens jenseits der Save
sowie Fiume.
Dem unglücklichen Frieden folgte, als Wirkung der langwierigen Kriege, der
finanzielle Staatsbaukerott (20. Februar 1811). Der Werth des Papiergeldes sank auf
ein Fünftel herab nnd die finanziellen Leiden waren selbst dann noch nicht vollständig
überwunden, als endlich nach einem langen, schweren Kampfe auch die Macht Napoleons
gebrochen wurde, Kaiser Franz mit seinen Verbündeten in Paris einzog, die ungarischen
Husaren — Hesse» Homburger Nr. 4, die Gräveu-Husaren der Nennziger-Jahre — die
Rhone und die obere Loire durchschwammen (am 20. März nnd 7. April 1814) nnd
Oberst Josef Simonyi, der rauhe Sohn der Szabolcs, nachdem er in Fontainebleau sich
auf den Thron des Kaisers Napoleon gesetzt und die Asche seiner Pfeife an den Armlehnen
desselben ausgeklopft hatte, im Gemache der Kaiserin Maria Lonise im Verein mit seinen
Husaren die Mütze ritterlich lüftete und mit den Worten: „Hier waren Ungarn" nicht
gestattete, daß aus dem Schlosse etwas weggenommen würde.
Nach dem Kriege erhielt die Monarchie mit geringen Ausnahmen all das wieder
zurück, was sie seit achtzehn Jahren verloren hatte, und erfuhr sogar eine Vergrößerung;
aber die Wunden, welche ihr der Krieg geschlagen hatte, schmerzten noch lange. Die
nationale Entwicklung feierte jedoch nicht während dieser Heimsuchung, wie eiust in der
Türkenzeit, nach dem Frieden an der Zsitvamündnng stärkte sie sich im geheimen und
suchte Gelegenheit und Form, um sich auch öffentlich bethätigen zu können. Schon im
Reichstage des Jahres 1807 sprach Paul Nagy, der ,L!uto eensorius«, der „Blitze-
schleuderer", von dem „Zustande der Millionen des Volkes", von den Interessen der
„miseru eontribuens pleds", und obzwar sich damals Zwischenrufe vernehmen ließen,
wie: stultiset!" („Reden Sie keine Dummheiten!") — so verbreitete sich doch die
Idee, der Gedanke, welcher unter der Freiheit und Wohlfahrt des Landes nicht mehr die
Freiheit und das Wohlsein des Adels allein begriff, langsam zwar, doch immer weiter
und fester. Noch mehr aber verbreitete und befestigte sich der Gedanke, welchen der große
Redner sein ganzes Leben hindurch begeistert verkündet hatte: „daß man eine verlorene
Verfassung wiedergewinnen könne, mit der Nationalität aber auch die Nation verloren
sei". Was die ungarischen Leibgardisten des vorigen Jahrhunderts begonnen hatten, was
in den Neunziger Jahren als flüchtiges Feuer — so hatte es wenigstens den Anschein —
aufgeflammt war, lebte wieder auf, und immer allgemeiner wurde die Überzeugung, der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch