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Ursprung, Beschaffenheit und wehrhafte Gesinnung des
magyarischen Volkes.
Kraft einer allgemeinen Annahme sucht die magyarische Nation ihre Vorfahren in
den Hunnen und Avareu. Diesen Glanben zu beweisen ist ebenso schwer, als ihn zu
widerlegen; ganz unmöglich aber ist es, ihn damit zn ersetzen, daß die Magyaren mit den
Finnen und Tschnwassen eines Ursprunges wären, so tüchtige, lebensfähige Völker diese
auch sein mögen, besonders die hochcnltivirten Finnen, die wir ihrer geistigen Begabung
uud Tapferkeit nach getrost als Verwandte gelten lassen durften. Es gibt, mit Ausnahme
weniger Sprachforscher und Geschichtschreiber, keinen Magyaren, der nicht Attila als
seinen Ahnherrn betrachten würde.
Auch dem Ursprung der Magyaren läßt sich nur auf der Spur der Sprache nach-
forschen. In der magyarischen Sprache kommen als Urwörter Benennnngen für Begriffe
vor, welche im nordöstlichen Theile Europas nicht heimisch sind; sie kannten das „Meer"
(teurer), das „Kameel" (tevo), den „Löwen" (vrosxlün), die „Weintraube" (S26I6), den
„Wein" (bor), die „Birne" (körtveh), die „Aprikose" (karaexkj, die „Melone" (äinnxe),
den „Apfel" (alma), deren Benennungen sowohl die deutsche als auch die slavische Sprache
meistens dem Lateinischen entlehnt hat. Sie mußten also dort herumgekommen sein, wo alles
dies zu sehe» war. Hingegen fehlt in der magyarischen Sprache Vieles, was im Norden
ein alltäglicher Anblick ist, z. B. der Gletscher, das Renthier n. s. w. Aus dem Slavischen
sind moäve (Bär), adlalc (Fenster), (Tisch), sxvkren^ (Schrank) nnd Anderes
herübergeholt. Bei den in älterer Zeit hier angesiedelten Szöklern haben die Gebäudetheile
schon ihre Benennungen: tauor, Iiiü, xitvar (Einfriedung, Thürpfosten, Dachboden,
Hausflur), die beiden letzteren mit dem Magyarischen gemein. Das Alles sind aber Begriffe,
die dem Norden angehören. Selbst noch (Berg, eigentlich Spitze) ist nur eine
relative Bezeichnung, meist steht dafür (Stein) oder (Gebirge). Dagegen gibt
es genug Bezeichnnugen für das Flachland: len^ör, avsr, sivata^, r^t, nvu- (Heide, Ried,
Wüste, Wiese, Birkengehölz), dann moesär, lüp, moba,
pveseta (Snmpf, Moor, Senke, Brnch, Morast, Moos, Pfütze, Lache) lassen
ahnen, daß dergleichen anf der gipfellosen Ebene zwischen Kaspi-See und Schwarzem
Meer erworben wurde, wo die Magyaren wahrscheinlich mit mehreren stammverwandten
Völkern zusammen hansten uud sich nicht selten in Bruderkriegen aufrieben, bis die einen
von den verheerenden Zügen der Völkerwanderung weggeschwemmt wurden, die anderen
mit dem magyarischen Volke verschmolzen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch