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die Szegediner „Tarhonya" („geriebene Gerstel"), die Topfenfladen von Szentes, das
Weißbrod von Miskolcz, Debreczin und Komorn, die Preßbnrger Mohnbeugel, die in jeder
Gegend anders gearteten „Pogatschen" uud Bretzel, dann die verschiedenen Berühmtheiten
an Fleischwaaren, Würsten, Salami und Rauchfleisch, durch welche sich Debreczin,
Klausenburg und Kaschan auszeichnen und die sämmtlich Zeugniß ablegen für die gesunde
Leibesbeschaffenheit der Consnmenten. Das niedere Volk magyarischen Stammes verbraucht
im allgemeinen viel Pflanzennahrung und kein Volk hat so vielerlei Mehlspeisen als das
magyarische, das Sauerkraut aber heißt im Volksmunde geradezu „das Wappen Ungarns"
und es geht darüber die Sage, ein Mönchlein Namens Käp habe den Samen dazu aus
Asien mitgebracht, daher .Kap kv/ta" (Käp hat es gebracht) — d. h. Kraut.
Zum Preise dieses Nationalgerichtes scheint auch der alte Volksreim gedichtet zn sein:
„O du gesegnetes Sauerkraut!
Im Paradies bist du gebaut!
Selig, der dir die Bratwurst angetraut!"
Hingegen heißt es: „Hirsebrei ist keine Speise", obgleich dieses Sprichwort durch den
berühmten „Hajduckenbrei" und den im Lied verherrlichten „umgekehrten Hirsebrei"
widerlegt wird, der „Hochzeits-Hirsebrei" aber ein nnvermeidlicher Bestandtheil jedes
Hochzeitsmahles ist.
Glaube und Urreligion.
Unter den Gemüthseigenschaften des magyarischen Volkes ist vor Allem das religiöse
Gefühl zu erwähnen, das sich mit dem Streben, durch Beobachtung zur Aufklärung zu
gelangen, und mit hnmaner Duldung paart. Es leben in Ungarn sieben Glaubens-
bekenntnisse nebeneinander, zuweilen mehrere einträchtig in der nämlichen Stadt, in dem
nämlichen Dorfe: Römisch-Katholische, Griechisch-Unirte und Orthodoxe, Evangelische des
Helvetischen und Augsburger Bekenntnisses, Unitarier und Mosaische, nnd jede Confession
hat ihr eigenes Vermögen, die römisch-katholische einen großen Kirchenbesitz und überdies
jede ihre Selbstbesteueruug. Von diesen sind die Anhänger Calvins, ausschließlich
magyarisches Volk. Das calvinistische Bekenntniß ist unter den Völkern des Ostens sv
weit vorgedrungen, als magyarisch gesprochen wird. Darum heißt es auch im Volksmunde
„die magyarische Religion". Sie schmückt ihre Kirchthürme statt des Kreuzes mit einer
vergoldeten Kugel und einem Stern darüber, oder mit einem kupfernen Hahn.
Alle magyarische« Anhänger sämmtlicher Confefsionen bekennen sich aber gemeinsam
zu einem Glanben: zu dem an den „Gott der Magyaren". Haben sie wohl diesen Gott der
Magyaren noch ans Asien mit sich gebracht? Sowie das magyarische Volk einsah, daß es,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch