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lateinisch üswlatores genannt, die im kriegerischen, wie im bürgerlichen Leben eine Rolle
spielten, sind ganz dieselben, welche man im Soldatenleben onomatopöisch ,täraZatö"
(Feldtrompete) nannte. Die .tära^ato--Pfeifen waren von kleinerem und größerem
Kaliber, ganz wie das Clarinett unserer Tage, zu dem sich der ,tära^atü" vervollkommnet
hat. Zu streiten wäre darüber, welche Rolle die Zither in der ungarischen Musik gehabt
und wann sie ihren Platz dem Cymbal geräumt hat. Da die damaligen lateinischen
Schriftsteller und die Verfasser der späteren Wörterbücher in der Benennung der Instru-
mente keineswegs verläßlich sind, ist es nicht unwahrscheinlich, daß die im XVI. Jahr-
hundert erwähnte Zither den aus Italien stammenden Cymbal zu bedeuten hat. So
bezieht sich in dem Tagebuch Ludwigs II. aus dem Jahre 1525 der Ausdruck ,<üitkariun
wnxere« eher auf das Cymbalschlagen als auf das Zitherspielen. Mit Bezug auf letzteres
wäre zu merken, daß man im lateinischen Verkehr das Spielen von klingenden Instrumenten
im Allgemeinen mit »eanere" auszudrücken Pflegte, was auch die weiter oben erwähnte
Grabschrift Bakforts bekundet.
Die Volkslieder im Allgemeinen, also auch die magyarischen, entstehen unter
Mitwirkung der nämlichen Factoren, unterscheiden sich aber nationell von einander. Diese
Factoren sind: Sprache, Klima, Temperament, politische und sociale Verhältnisse.
Die Sprache ist unter den erzeugenden Elementen das wichtigste, ja einfach unent-
behrlich; sie ist es ja, welche der Melodie ihre Grenzen steckt; das Maß der Worte verleiht
der rhythmische Fluß, die Verszeilen und Strophen machen das Ganze verständlich und
genießbar. Hinsichtlich der Wichtigkeit der Sprache können wir im Allgemeinen hervor-
heben, daß alle Volksmusik insoweit primitiv oder wohlausgebildet ist, als es die Qualität
des Bodens, beziehungsweise der Sprache gestattet. In unserer Sprache ist jene Eigen-
thümlichkeit zu suchen, welche den magyarischen Choriambus (— ^ ^ —), das wesentliche
metrische Element unserer Volkslieder, auffallend von dem der Völker arischen Ursprunges
unterscheidet. Nicht unwahrscheinlich, daß diese Eigenthümlichkeit einerseits durch den
auf die Thesis fallenden gewöhnlichen Accent, anderseits durch eine eigenartige Dehnung
des letzten Wortes im Satze bedingt ist, wie wir sie bei den Palöczen, besonders aber bei
den Szeklern wahrnehmen, dagegen fällt der Accent bei den arischen Gruppen, besonders
auch im Deutschen, gewöhnlich auf die zweite Silbe und die Wörter auf „en" haben
einen so kurzen nasalen Klang, daß sie sich nicht einmal zwangsweise zu einem magyarischen
Choriambus gestalten würden. Daher rührt eiue zweite Eigenheit des magyarischen Vers-
baues; die choriambische Aussprache erfordert nämlich die Auflösung der Verszeilen in
kurze Sätze (aus denen sich einzelne musikalische Tacte bilden), wobei die Endsilben des
einen Satzes nicht in den anderen hinüberreichen dürfen, da dies der Eigenart des
Choriambus zuwiderlaufen und, indem die Endsilbe auf den betonten Theil des folgenden
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch