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gehört, die theils schon publicirt, theils unreifes Gewächs waren und daher des Auf-
schreibens nicht werth schienen. Da aber diese Sammelarbeit sich nur auf obgedachte
Punkte beschränkte, ist anzunehmen, daß jene Zahl für ganz Ungarn, die älteren Publi-
cationen hinzugerechnet, mindestens dreifach zu nehmen sein wird.
Von den erwähnten Liedern sind bis auf unsere Tage mehrfache größere oder
kleinere Sammlungen für Singstimme mit Klavierbegleitung erschienen. Auch auf diesem
Gebiete gebührt der Kisfaludy-Gesellschaft die Initiative, indem sie mit der Aufarbeitung
des für die Erdelyi'sche Sammlung bestimmten musikalischen Materials, beziehentlich des
Melodienschatzes, Johann Fogarasi uud aus der Reihe der ungarischen Musiker Johauu
Travuyik betraute. Nebeu diesen beiden figurirt als Herausgeber Johann Erdelyi, doch
mußte leider das Unternehmen schon nach der Ausgabe von zwei Heften, welche zwölf
Lieder enthielten, unterbrochen werden. Nach der Kisfaludy-Gesellschaft trat Gustav Emich
als Privatunternehmer auf uud gab ein umfangreiches, 100 Lieder umfassendes Buch
heraus, welche Lieder damals schon durch den beliebten Volkssänger Füredi auf der Bühne
heimisch geworden waren.
Anfangs der Fünfziger-Jahre (1852) begann Gabriel Mätrays allgemeine Lieder-
sammlung zu erscheinen, deren Hauptzweck neben der Veröffentlichung der Melodien mit
Klavierbegleitung die deutsche Übersetzung der Verse war. Dies Unternehmen hörte mit
dem dritten Hefte (in welchem keine deutsche Übersetzung mehr vorhanden war) auf, nachdem
im Ganzen 93 Melodien mitgetheilt worden waren.
Später, Anfangs der Sechziger-Jahre, ließ Bartalus bei der Firma Rözsavölgyi
101 Volkslieder in einem Bande erscheinen. Den Inhalt bildeten theils neue Lieder, theils
eine Umarbeitung der Füredi'schen.
Zu erwähnen sind noch zwei Hefte von Jgnaz Bognär, je 50 Lieder enthaltend und
eine Fortsetzung der Füredischen Sammlung bildend. Im Laufe der Siebziger- und
Achtziger-Jahre (1873 bis 1881) gab Bartalus im Auftrage und mit Unterstützung der
Kisfaludy-Gesellschaft drei Bände heraus mit 300 Melodien uud einer großen Anzahl
danach zu singender Verse. Die Melodien dieser Sammlnng waren bis dahin noch nicht
gedruckt. Zum Schluß sind die Bände der Naaber Sammlung zu erwähnen, welche
noch gegenwärtig fortgesetzt werden und alle bisherigen an Zahl der mitgetheilten
Melodien bereits überholt hat.
Wir haben schon oben gesehen, daß sich das Volkslied als Tanzmusik während der
Vierziger-Jahre auch iu den Palästen heimisch gemacht hat. Diese Verpflanzung war
bedingungslos. Das Volk nämlich hat seine Tanzmusik nach der Csärda (ländliche Schenke),
zwischen deren Lehmwänden es sich in seiner guten Laune zu unterhalten pflegt, „Csardas"
benannt, und dieses Wort haben auch die Bewohner der Paläste beibehalten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch