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sondern mit Ausnahme des Kopfes den ganzen Menschen; sogar für das Rößlein bleibt
noch reichlich von ihr übrig, denn sie bedeckt beim Reiten dessen ganzes Hintertheil. Wenn
sich einer die Snba um den Hals hängt, scheint er zu sagen: meine Suba ist meine Burg.
Ja wohl, seine Burg, welche Frieden bedeutet, wenn sie vorne offen ist. Die vorne offene
Suba bedeutet gute Laune, Freundschaft, Verbrüderung, Großmuth, Selbstaufopferung,
Hingebung bis aufs letzte Hemd, alles Mögliche. Ist sie jedoch kräftig zusammengenommen,
z. B. beim Handeln auf dem Jahrmarkt, in der städtischen Rathsversammlung, bei der
Abgeordnetenwahl, dann bedeutet das: „mich wirst du nicht herauskriegen aus meiner
.. .Suba". Denn die zusammengefaßte Suba bedeutet eine gefaßte Überzeugung. Eine
solche Suba ist eine Festung, deren geschlossenes Thor sich keinem Schmeichelwort und
keinem Ansturm öffnet. Alles mag sich ändern in der Welt und in Ungarn, nur die Suba
nicht. Die Industrie mag die eigenartigsten Kleidungsstücke umgestalten, der Geschmack
mag dieselben verpönen, die Armuth sie zerfetzen, der Feind sie an sich reißen: die Suba
ist vor alledem gesichert. Die Suba bleibt, so lange ein Magyare auf Erden lebt.
Wie Alles, was in seiner Art die Vollkommenheit erreicht hat, zeigt die Suba keinerlei
Abarten, mit Ausnahme etwa des im Aussterben begriffenen „Röhren-Pelzes" (osüves
buncka) im Hajduckeu-Distriet und der Schafhirten-Suba Hudas? suda), welche sich der
Schafhirt aus hausgegerbtem Fell verfertigt und umgestülpt oder, zur Schonung, mit
dem unteren Rande nach oben gekehrt trägt. Ihr letztes Änderungsstadium ist es, wenn
sie im höchsten Alter den Ehrennamen „Snba" verliert und mit dem Namen
(Gewand) bezeichnet wird, um schließlich auch diesen Namen einzubüßen und nur noch
als „vaoziok" (etwa Nest, Lager) zu gelten. Allenfalls macht die Suba noch die
Concession, sich mancherorten in den Theißcomitaten und jenseits der Donau ,buncka-
nennen zu lassen; in letzterer Gegend ist bei den Männer-Buudas, sowie überhaupt im
ganzen Lande bei den kurzen Frauen-Subas außen die dunkelgelbe Farbe und der runde
schwarze Kragen, innen ein schwarzes Pelzfutter nicht nur zulässig, sondern auch streng
gefordert. Der Vorrang in der Reihenfolge gebührt jedenfalls der Suba, nicht nur kraft
ihrer allgemeinen Verbreitung, sondern auch weil, während die Bnnda kaum in etlichen
Sprichwörtern vorkommt, die Suba auf Flügeln des Liedes durch das ganze Land geht,
wie denn auch in Petöfis reizender Romanze „der Bursch die Maid in seine Suba hüllt".
Die schönsten Subas werden in Keeskemit und Felegyhäza verfertigt, auch werden
sie in der Gegend dieser beiden Städte mit dem größten Luxus getragen und finden sich
zu zweien und dreien fast in jedem Hause. Der Hauptort für die „gelben Bnndas" und
„Frauen-Subas" ist dagegen Jäßbereny, wo sie mit schwarzer Seide gar prächtig aus-
genäht werden. Man hat schon oft die Frage aufgeworfen, in welchem Zustand die Suba
wärmer sei: auswärts oder einwärts gestülpt? Die Antwort darauf lautet: „auswärts
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch