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zu verschaffen. Später geschah auch auf dem Gebiet der Pferdezucht eiu uugemein wichtiger
Schritt durch die 1775 erfolgte Gründung des ersten ungarischen Staatsgestüts zu
Mezöhegyes, worauf 1789, gleichfalls noch unter Kaiser Josef, ein zweites Gestüt zu
Bäbolua, Anfangs als Filiale von Mezöhegyes, zustande kam. Er war es ferner, der 1787
die Thierarzneischule zu Budapest gründete, welche später gleichfalls einen bedeutenden
Einfluß auf die ungarische Landwirthschaft gewann.
Von den Faetoren des landwirthschastlichen Gewerbes war am Ende des vorigen
Jahrhunderts in Ungarn nur das Material? vorhanden, an Arbeitskraft fehlte es und,
man darf wohl sagen, anch an Fachkenntniß, die Erfahrung aber, welche jene ersetzen
konnte, war bei der landwirthschastlichen Bevölkerung ebensowenig vorhanden. Dies hat
ein großer Sohu Ungarns eingesehen, „den der große Ertrag eines großen Besitzes nnr
deßhalb freute, weil er dem Vaterlande von dem Vielen, was er sein nannte, viel geben
konnte;" auf eigene Kosten gründete er 1797 eine landwirthfchaftliche Fachschule auf
wissenschaftlicher Grundlage, die erste in Europa, und ließ daselbst Unterricht in der
Landwirthschaft ertheilen. Dies war Graf Georg Festctics, dessen die Laudwirthe dankbar
gedenken, denn sein „Georgikon" zu Keszthely wurde die Wiege des landwirthschastlichen
Fortschrittes in Ungarn.
Das Ende des Jahrhunderts warf einen blutigen Abendschein über Europa und
auch das Morgenroth des neuen Jahrhunderts war mit Blut gefärbt; daher mußte in der
Förderung des landwirthschastlichen Fortschrittes, einer Thätigkeit, die des Friedens nicht
entrathen kann, eine Pause eintreten. Im zweiten Jahrzehnt des XIX. Jahrhunderts aber
begann gerade die im Georgikon zu Keszthely ausgebildete Generation bereits mit Erfolg
am Wettbewerb teilzunehmen und zwar erkämpfte sie ihre ersten Siege auf dem Gebiete
der Schafzucht, so daß um diese Zeit die Wollausfuhr 9,500.000 Kilo, im dritten Jahr-
zehnt gar 13,000.000 Kilo betrug und man füglich sagen kann, dies sei damals Ungarns
einziger Ausfuhrartikel von erheblichem Werthe gewesen.
Wie wir gesehen, hat Ungarn in den verflossenen Jahrhunderten im Verhältniß zu
seinem Flächeninhalt wenig prodncirt und noch vor einem halben Jahrhundert stand das
Verhältniß der Prodnetion auf der alten Stufe. Der Gründ war, daß das Land seine
Erzeugnisse nicht auf den Markt zu bringen vermochte, daher denn die landwirthfchaftliche
Betriebsweise eine sehr extensive war. Graf Stefan Szechenyi wollte dem abhelfen uud
legte, indem er den Verein für Pferdezucht ins Leben rief, den Grund zum Landes-
agriculturvereiu, welche Körperschaft ein so wichtiger Factor des landwirtschaftlichen
Fortschrittes ist. Er eröffnete auch die ersten wichtigeren Verkehrsstraßen, was ganz
erstaunliche Folgen hatte. Der Pflanzenbau steigerte sich, neue Zweige der Thierzucht
erstanden, kurz die ungarische Landwirthschaft begann ein ganz neues Bild zu zeigen. Einer
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch