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für langsame Arbeit tauglichen Pferden nimmt zu, aber auch die Zucht im Allgemeinen
beschäftigt sich heute lieber mit dem englischen Halbblutpferde.
Infolge übermäßigen Getreideanbaues hat in den Siebziger-Jahren die Hornvieh-
zucht, sowie infolge der Concnrreuz australischer Wollen die Schafzucht im ganzen Lande
abgenommen. Die Zahl des Hornviehs hat sich verringert, aber auch dessen Qualität ist
minder geworden, besonders dort wo man die einheimische Race züchtete, und es fehlte
an einem anderen, zum intensiveren Betrieb passenden Typus in jenen Gegenden, wo die
Zucht der einheimischen Race sich nicht mehr nutzbringend genug erwies, in anderer
Richtung aber es wünschenswerth erschien, Milchvieh heimisch zn machen.
Die Regierung zog die Verhältnisse der einzelnen Gegenden in Betracht und arbeitete
einen bestimmten Züchtungsplan aus, nachdem sie erst das ganze Land in Züchtnngs-
bezirke eingetheilt hatte. Sie unterstützte die Errichtung der für die Züchtungsbezirke noth-
wendigen Pepinieren, wies den Gemeinden Zuchtthiere aus dem Züchtungsbezirke zu, und
zwar so reichlich, daß im letzten Jahre 1.008 Znchthiere auf diese Art der Benützung,
respective ins Eigenthum des landwirthschaftlichen Pnblicums überlassen wurden. Dieses
Verfahren war außerordentlich fruchtbringend, was am besten durch den Umstand bewiesen
wird, daß der Hornviehbestand des Landes, dank dieser Unterstützung, in den letzten Jahren
um 334.396 Stück zugenommen hat. Bei der Eintheilnng in Züchtungsbezirke wurde für
den westlichen Theil des Landes und das nordwestliche Grenzgebiet, sowie für das bessere
Mittelgebirge davor, das rothscheckige, großgestirnte Rind bestimmt, das sich auch im
westlichen Landestheile rasch verbreitet; täglich bilden sich Stammherden, die Stall-
wirthschaft gewinnt von Tag zu Tag an Raum und überhaupt weicht die alte ungarische
Wirthschaft dem intensiven Betrieb.
Auch das Bild der Schafzucht hat sich in dieser Gegend geändert. Das kleine, flinke,
immer hungrige, immer fressende nnd doch so schwer mästbare Merino vom Elektoraltypus
ist seltener geworden; erst gewannen die massenhaften Negretti, neuerdings das schwere
Merinoschaf von französischem Typus Raum in der Züchtung und breiten sich schon
beträchtlich aus, besonders bei den mittleren Grundbesitzern.
In den westlichen Landestheilen haben sich stellenweise die Thore der Schafställe
auch schon dem englischen Fleischschafe geöffnet und werden sowohl die Cottswolds, als
auch die Dowuschase von schwererem Körper zu Kreuzungen benützt, welche die Hervor-
bringung von Nutzindividuen bezwecken. Diese Thätigkeit beweist, daß der Landwirth in
dieser Gegend einen anderen Weg eingeschlagen hat; sein Zweck ist jetzt Jntensivität, er
betrachtet als seine Aufgabe den Ersatz dessen, was er dem Boden durch die Productiou
entnommen hat, ein Bestreben, dem die Nähe der Consnmgebiete, sowie die Leichtigkeit des
Verkehrs sehr entgegenkommt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch