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Unter den Bewohnern des östlichen Grenzgebietes sind in erster Reihe die tüchtigen
Szekler zu nennen. Der Szekler wirthschaftet nicht nnr im Thale, sondern auch droben ans
der Alpe; unten pflügt und sät er, ans der Alpe freilich ist der Ackerbau primitiv. Wenn
er uach einmaligem Ackern die Saat ausgestreut und als Egge eine abgehauene Fichte
darüber gezogen hat, ist er mit seiner Bearbeitung fertig und wartet nun die Ernte ab,
deren Ertrag auch in der Regel nur dieser Cultur entspricht, das heißt dem Landwirth
meist uur das Doppelte der Aussaat einbringt.
Eine eigentliche rationelle Alpenwirthschaft hat es bisher nicht gegeben; die Alpen
wurden in der angegebenen Weise benützt oder dienten, wenn sie nicht aufgebrochen wurden,
den Kälbern als Sommerweide, oder wurden von den Fohlen und Schafen abgegrast. An
guten und sicheren Nachtherbergen fehlte es oben auf der Alpe auch, so daß Nachts der
Wolf, Tags der Bär seinen Zehnten von der Herde nahm, obgleich der Hirt sie mit
geladenem Gewehr hütete.
Das hier gezüchtete Schaf ist entweder dasjenige, das wir am besten das Zackelschaf
der (Hügelland in Siebenbürgen) nennen können, oder das „Zigaya"-Schaf,
welches, da es ebenso gut milcht wie jenes, auch ebenso wohlschmeckendes Fleisch gibt, und
dabei keine filzige Mischwolle, sondern gute reiue Wolle producirt, wohl eine größere
Beachtung verdiente.
Das Schwein spielt nur eine zweite Rolle und, wie vor Jahren diesseits des
Kirälyhägö, so züchtet man in Siebenbürgen an der Landesgrenze anch heute uur
Schweine für den Hausbedarf, wobei es sogar vorkommt, daß man diesen durch Thiere
decken muß, die aus Rumänien eingeführt werden.
Auf die Rindviehzucht wird indeß mehr Sorgfalt verwendet; der Szekler-Grenzer
selbst züchtet und zieht auf. Das Kalb kauft er drnnten im Hügelland und treibt es, zum
fertigen Ochsen aufgezogen, nach Sächsisch Regen, Maros-Väsarhely, Udvarhely oder
Keresztnr zum Verkauf, „von wo es in ferne Lande verführt wird".
Als das Land in Züchtungsbezirke eingetheilt wurde, war Anfangs beabsichtigt, in
der Gegend der östlichen Grenzberge das dachsgraue Rind der Alpen zu verbreiten. Gerade
zu jener Zeit jedoch wurde gegen Rumänien die ständige Grenzsperre für Wiederkäuer
eingeführt; um nun diese leichter aufrecht zu erhalten und den Schmuggel dadurch, daß
diesseits eine von der grauen rumänischen, sowie von der weißen und rothen podolischen
abweichend gefärbte Race gezüchtet wurde, besser verhindern zu können, bestimmte man
für jene Gegend eine entsprechende, und zwar die Pinzganer rothscheckige, von welcher in
jene Gegend während weniger Jahre Zuchtmaterial für vierundzwanzig Zuchtstationen
eingeführt wurde. Es steht übrigens zu hoffen, daß, wenn die Bevölkerung auch Futter
baut und ihre Alpen zu eultivireu beginnt (worunter wir die nöthige Reinigung,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch