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jedoch abwechselnd rother und weißer Wein entfloß und über dem die Statue des Cupido
stand u. s. f.
Kaum weniger großartig und prächtig, als die Gärten von Visegräd, waren die
gleichfalls von Matthias angelegten an der königlichen Burg zu Ofen. Nach der
Beschreibung Bonfins bildeten die Bäume um die Burg ein förmliches Labyrinth. Zwischen
ihnen standen mit verschwenderischer Pracht ausgestattete Käfige, in denen sich seltene in-
nnd ausländische Vögel befanden. Diese Vogelhäuser bestanden aus Eisendrahtnetzen von
so großer Ausdehnung, daß unter ihnen ganze Gebüsche, Obstbäume, ja Haine Raum
fanden. Dieser Garten nahm die Stelle der jetzigen Christinenstadt ein und war berühmt
wegen seiner schöne» Spazierwege, herrlichen Alleen, Springbrunnen, Fischteiche, künst-
lichen Grotten und im Geschmacke jener Zeit gehaltenen Gartenbaulichkeiten. Überdies
hatte König Matthias auch noch auf der Pester Seite einen Ziergarten, in dem er seine
Mußestunden zu verbringen liebte. Dieser Garten erfüllte den Raum hinter dem Besitz-
thnm der Franciscaner, und streckte sich von der Hatvanergasse bis zur Realschulgasse hin,
welche erst bei der Vereinigung der Hauptstadt diesen Namen erhalten und bis dahin,
aller Wahrscheinlichkeit nach in Erinnerung an den daselbst bestandenen Garten des
Königs Matthias, „Grüne Gartengasse" geheißen hat. Die im Gebiete des Gartens
anfgefnndenen Bruchstücke von Statuen, Jnfchrifttafeln und Denksteinen sind noch heute
iu den Mauern des Franciscanergebändes zu finden. Außer den Ziergärten von Visegräd
und Ofen hatte der König ferner auch um seine übrigen Schlösser und Lustplätze her
bedeutende Gärten, unter denen die zu Totis und Diösgyör die ansehnlichsten waren.
Der hohe Clerus und Adel folgte dem Beispiel der Könige und legte uicht nur an
seinen ständigen Wohnsitzen Ziergärten an, sondern auch in der königlichen Residenz Ofen
entstanden solche, als jene Herren sich daselbst niederzulassen begannen und glänzende
Paläste bauen ließen.
Der Obstbau entwickelte sich in dieser Epoche zu einem förmlichen Industriezweige.
Eine große Anzahl von Obstgärten bedeckte alle Theile des Landes. Nicht nur die großen
Herren besaßen solche, sondern auch die nnttleren und kleinen Grundbesitzer, ja selbst die
Hörigen, und zwar nicht nur in den Hausgürten, sondern auch aus den Gründen außer-
halb des Dorfes. Eines besonderen Rufes erfreute sich die Obstzucht der Insel Schütt, so
daß das alte Sprichwort diese größte Donauinsel den „goldenen Garten" und das „Obst-
paradies" genannt hat; ein alter Chronist aber, der das ganze Land beschreibt, spricht von
der unermeßlichen Menge der besten Obstgattungen (lruFum et omnis Aeneris optimorum
lruetuuin inlinlta copia). Neben Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirschen-, Weichsel-,
Aprikosen- und Pfirsichbäumen standen in großen, waldähnlichen Gruppen die Nnß-
uud Kastanienbäume beisammen, denen sich noch mancherlei Gattungen fruchttragender
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch