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vollkommener werdenden Technik wieder hereingebracht. GesteigerteProdnetio», gründlichere
Ausnützung des Rohstoffes, Ersparnisse an Heizmaterial n. s. w. ermöglichen einzelnen
Fabriken, deren Zahl freilich von 25 auf 14 abgenommen hat, ihren Platz standhaft zu
behaupten, ja ihre bisherige Erzeugung von 370.000 auf 400.000 Quintal zu bringen.
Denn die ungarischen Fabriken verdienen das Lob, daß sie sich mit großer Opferwilligkeit
beeilen, jede neuere Erfindung der fortschreitenden Wissenschaft zu verwerthen und sich
dadurch immer auf europäischem Niveau zu erhalten. Und noch deutlicher vielleicht als
bei der Zuckerfabrieatiou zeigt sich dies bei der Spiritus-Industrie. Diese hat nämlich
durch die Vollkommenheit ihrer Einrichtung, die Größe ihrer Etablissements und die Güte
des verarbeiteten Rohmaterials die betreffenden Industriellen der Hauptstadt sowohl, wie
der Provinz, in die Lage versetzt, trotz des Kampfes gegen eine gewaltige ausländische
Eoncnrrenz und die feindselige Zollpolitik mehrerer Staaten, ja anch gegen die drückenden
Steuern des eigenen Landes, siegreich zu bleiben, ihren Export nach Italien, Spanien
und über das Weltmeer hinaus aufrecht zu erhalten und ihreu längst wohlbegründeten
Ruf zu wahren. Von den tausend und tausend kleineren Spiritnsbrennereien sei hier
geschwiegen, welche mehr aus landwirtschaftlichen Gründen betrieben werden, und ebenso
von jenen kleinen Kesseln, welche die vorhandenen Weintrebern und den gelegentlichen
Obstüberschuß sozusagen nur zum Hausgebrauch dem Brennproceß unterziehen. Im Jahre
1885/86 waren 117.382 Branntweinbrennereien in Betrieb, außer denen in 2.953
Gemeinden noch 244.366 Brenner zum eigenen Gebrauch steuerfreien Sprit erzeugten.
Unter obigen Brennereien zahlen 23 mehr als je 100.000 Gulden Steuer; das jährlich
erzeugte Quantum kann auf 1,600.000Hektoliter hundertgrädigen Alkohols geschätzt werden.
Eine Hauptrolle aber spielt in Ungarn die Wein enltur, welche dem Fortschritt der
Zeit folgend, im Gegensatz zur Rebencultur, bei richtigerer und rationellerer Kellerwirth-
schaft immer mehr die Formen einer Industrie annimmt. Leider treibt die Phylloxera, welche
in Frankreich so erbarmungslos gehaust hat, auch schon in unseren Weingärten ihr
Unwesen und zieht die Grenzen des culturfähigen Terrains immer enger. Als tröstendes
Beispiel im Kampfe gegen diesen Schädling steht aber zum Glück das reiche Frankreich da,
welches zwar einen Schaden von vielen Millionen erlitten hat, aber ohne daß die
Bemühungen seiner reicheren und rationell vorgehenden Weinbauer aussichtslos gewordeu
wären. Die für immun geltende amerikanische Rebe bemächtigt sich der verwüsteten Wein-
berge und erobert das verlorene Terrain zurück. In Ungarn geht dies noch leichter, und,
so paradox dies klingen mag, die Phylloxera kann da sogar in ihren Nachwirkungen
Nutzen gestiftet haben. Es gibt nämlich im Lande unzählige altersschwache Weingärten,
welche ohnehin schon längst der Auffrischung bedürftig waren, aber dennoch geduldet
wurden, da sie, wenn auch von Jahr zu Jahr weniger, doch immer noch einen Ertrag
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch