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nicht zu Wagen reisen sollten, wie sie gern thaten, sondern zn Pferde oder zu Fnße, nm
sich vertheidigen zu können."
Reisende bedienten sich gerne der Wagen, namentlich des leichten ,C.uiius
(kuesi — Wagen), einer ungarischen Erfindung, die von der Ortschaft Köcs bei Komorn
ausging und so bequem und rasch zu reisen gestattete, daß Baron Herberstein, Gesandter
Kaiser Maximilians I. am Hofe König Ludwigs II,, diese Art zu reisen mit besonderem Lob
erwähnt. Die „Lurriferi <Ze Xocs« kommen auch in mehreren geschichtlichen Urkunden vor.
Ungarn besaß vermöge seiner Lage in älterer Zeit sowohl strategisch als auch
commerciell wichtige Linien des Durchzugsverkehrs. Gar manches historische Doenment
enthält Beweise dafür, daß der Handel zwischen Westen und Osten seinen Weg zum Theil
über Oberungarn und Siebenbürgen, zum Theil längs des rechten Donannfers nahm.
Und diese Straßenzüge benützten auch die Kriegsscharen, welche durch die Könige oder
nationalen Fürsten Ungarns gegen den äußeren Feind geführt wurden oder in das Land
einbrachen. In jenen Landestheilen, welche nach der Schlacht bei Mohäcs unter den
Königen aus dem Hause Österreich oder unter nationalen Fürsten standen, wurde auch
zu dieser Zeit das Verkehrswesen, die Einrichtung der Straßen und Posten (Botenverkehr)
keineswegs vernachlässigt, vielmehr nach und nach vervollkommnet, was die Organisationen
beweisen, welche durch die Könige Ferdinand und Maximilian, sowie durch die Fürsten
Georg Räkoezy I. und Franz Räköczy II. verfügt wurden. Schlimmer stand es um die vou
den Türken besetzten Gebiete, wo selbst das Vorhandene wieder verkam, so daß es später
nicht wenig Zeit und Opfer kostete, die auch in dieser Hinsicht vernachlässigten und
verworrenen Zustände neu zu ordueu und zu bessern. Die türkischen Paschas und Begs
machten kurzen Proceß. Hebi Beg z. B., der von Hatvan bis Szecsöny gebot, ließ, wenn
es ihm um Steuergelder zu thun war, sein Edict einfach mit der Aufschrift versehe«:
„Dieser Brief soll übergeben werden dem Richter zu Szakal und er soll ihn in Schnelligkeit
dnrch einen sicheren Boten vou Dorf zu Dorf trageu lassen, schnell, schnell, schnell". So
sahen damals die „Expreßbriefe" aus.
Als die türkische Macht gebrochen war, konnte man auch darau gehen, das
Eommnnicationswesen zu ordnen ; doch dürfen diese Organisationen nicht nach dem durch
Dampf und Elektricität bewirkten Fortschritt gemessen werden. Eine richtige Entwicklung
wurde noch erschwert dnrch die häufigen Zwistigkeiten und Unklarheiten zwischen Nation
und Regierung hinsichtlich des Ansmaßes der administrativen Rechte und der Art ihrer
Ausübung. Die Regierung schob auch in diesem Betracht die verfassungsmäßigen Rechte
der Nation häufig beiseite und stieß die politischen und wirthschaftlichen Überzeugungen
des Volkes vor den Kopf. Hinwiederum nahm die Nation, das heißt die zum Ausdruck
des nationalen Bewußtseins berufenen verfassungsmäßigen Factoren, der Reichstag und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch