Page - 60 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 60 -
Text of the Page - 60 -
t>0
nomadisirenden und kriegerischeil germanischen nnd keltischen Volksstämmen, deren Kriegs-
züge die Geschichte nns beständig vorführt, als ein durchaus seßhaftes, friedliches Volk
angesehen werden, welches in großen Gemeinschaften dauernd an der gewählten Stelle
verblieb nud durch allmälige Cnltnr des Bodens, dnrch Züchtung der Hausthiere die breite,
arbeitende Schichte der Bevölkerung bildete. Für die lange Dauer der Seßhaftigkeit spricht
die fogeuauute Culturschichte, welche sich vou deu Abfällen allmälig unter der Absiedlung
bildete und bis zu einem halben Bieter und darüber im Seeschlamm eingebettet rnht. Für
die Ausbreitung der Bevölkerung sprechen die tausend und aber tausend Pfähle, die ganze
Strecken des Seebodens bedecken, uud die zahlreiche» Stationen an einem und demselben
See. Außerdem erweiseu die Pfahlbauten sich deßhalb als die eigentlichen Wohnsitze, weil
sie von der reinen Steinperiode, also von der Zeit, wo die Verwendung der Metalle in
Enropa noch ganz unbekannt war, durch die vorgeschichtlichen Perioden der vorwiegenden
Verwendung der Bronze bis in die historische Zeit der Anknnft der Römer und oft noch
darüber hiuaus ununterbrochen bewohnt blieben. Nicht nach Jahrhunderten, sondern
nach Jahrtausenden ist daher der Bestand dieser so häufigen uud noch vor kurzem deu
Geschichtsforschern uud Archäologen ganz unbekannten Besiedlnngsweise der Pfahldörfer
zu rechnen.
Unsere Pfahlbauten in den Alpen sind dnrchwegs der Steinzeit angehörig, wenn
auch nicht nur einzelne Bronzen, sondern anch llmgnßversnche und sogar selbständige
Metallarbeiten aus Kupfer eiuzelu vorkommen. Daraus erhellt, daß die der Steiuzeiteultur
augehörigen seßhaften Bevölkerungen unzweifelhaft in den Pfahldörfern fortdauerten, als
schon die kelto-germanischen und metallknndigen Völker in unsere Gegend kamen. Von
ihnen erhielten sie vorerst im Tauschwege Bronze und lernten von ihnen und betrieben
später unter ihueu die Erzgewinnung sowohl als die Erzbearbeitung; daher das Vor-
kommen einzelner, stilistisch wie technisch vollendeter Bronzen mitten in der Cnltnrschichte
der Steinzeit.
Am Attersee, wo die ersten Pfahlbauten Österreich-Uugarus ausgebeutet wurde»,
sind folgende Stationen bekannt: Seewalchcn, Aufham, Weyeregg, Puschacher, Attersee
uud Kammer, die zum Theil uur eben als Pfahlbauten constatirt uud uicht weiter aus-
gebaggert wurden. Sie liegen alle iu der Nähe der bezeichneten Ortschaften; Pfähle sind
nirgends sichtbar. Aus Weyeregg, Seewalcheu uud Puschacher stammen die meisten Fuud-
vbjecte, welche sich im k. k. uaturhistorischeu Museum befinden. Auch im Gmuudeuer See
war unmittelbar vor dem Ansflnfse der Tränn, also an der Stelle vou Gmuudeu, ein
Psahlbau, im Mondsee wurden mehrere sehr bedeutende und reiche Stationen ausgebeutet
uud beschrieben. In den anderen oberösterreichischen und nahegelegenen steirischen Seen
ist trotz sorgfältige» Sucheus bis jetzt keiu Pfahlbau gefunden worden.
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch