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gefunden hat, waren durchwegs aus freier Haud, ohne Anwendung einer Töpferscheibe
gemacht und schwach gebrannt, in keiner Weise glasirt. Die Formen sind bauchige Urnen,
kleine Töpfe mit oder ohne Henkel, banchige Schalen mit kleiner Basis, flache Schüsseln
mit breitem Rande, einfache Teller n. s. w. Die Ornamente, aus Linien und Kreisen
eombinirt, sind meist eingedrückt, seltener mit Farben aufgemalt. Als ein negatives
Moment verdient angeführt zu werden, daß unter diesen Grabfunden keinerlei Münzen
und mit Ausnahme einiger in die Sitnlen eingeprägter Zeichen keine Schriftdenkmäler
vorkommen.
Überblicken wir dieses Gefammtinventar mit seinem erstaunlichen Reichthum au
Formen und Verzierungen, so zeigt sich uus in demselben eine auf Wohlstand gegründete
hoch entwickelte Cultur mit einem ganz eigenartigen raffinirten Geschmack und großer
Vorliebe für Pracht und äußeren Glanz. Es ist unzweifelhaft, daß der größte Theil der
in Hallstatt gefundenen Gegenstände dasErzengniß einer sehr vorgeschrittenen einheimischen
Industrie ist, deren Hauptstärke im Schmieden und Gießen der nur aus Ziuu und Kupfer
zusammengesetzten Bronze und in der Ausscheidung und Bearbeitung des Eisens lag.
Gegenüber dieser hochentwickelten Industrie ist es höchst ausfallend, daß wir die
bildlich darstellende Kunst auf den allerersten Stufen der Entwicklung antreffen. Die
Hauptmasse der vielen nud reiche» Verzierungen ist fast blos aus geometrischen Elementen
zusammengesetzt, zwischen welchen nur hin und wieder kleine Pferde, Schwäne und
menschliche Figuren in plnmpester Nachbildung eingeschaltet sind. Denselben primitiven
Charakter zeigen die wenigen als Votivgegenstände anfznfassenden plastischen Thierfiguren
(meist Stiere), welche gefuudeu worden sind. Nur einzelne Gegenstände, wie z. B. der
Bronzedeckel einer Sitnla und eine Schwertscheide sind mit besser gezeichnete» Figuren
verziert und daher als importirte Stücke aufzufassen, welche, sowie das Vorkommen von
Elfenbein, von Meeresmuscheln zc., auf den regen, durch den Salzhandel bedingten
Handelsverkehr mit Italien hinweisen dürsten. Wie diese Beziehungen zu den nächst
verwandten Nachbarn^ den Etruskern, waren, wissen wir nicht genau nachzuweisen. Es
scheint aber festzustehen, daß dort der griechische Kuusteiufluß sehr bald für die Bemalung
der Thongeräthe uud für figurale Darstellungen überhaupt maßgebend wurde, während
in unseren Alpenländern der altheimische Stil, wie er in Hallstatt vollendet vor unser
Auge tritt, bis zur Aukuust der Römer fortgedauert hat. Werfeu wir einen Blick auf jene
Eingeborenen der Pfahlbauten zurück und vergleichen wir damit die uns in Hallstatt
überkommenen Schätze, so werden wir keinen Augenblick zweifeln, daß wir nicht mehr
dasselbe Volk vor uns haben, sondern daß mit neuen Völkern eine neue Culturstufe in
unseren Ländern eintrat, die erst durch die weit überragende Civilisation der Römer
verhältnißmäßig rasch verdrängt wurde.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch