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Die Habsburger uberkamen von ihren Vorgängern im Fürstenthnm die Gerichts-
hoheit gestärkt, jedoch keineswegs unbeschränkt. Zwar aus dem märkischen Gebiete am
Nordufer der Donau lag die gräfliche Gerichtsgewalt unmittelbar in der Hand des Herzogs
von Österreich, aber auf vormals steyrischem Boden leiteten die freien Herren von
Schaunberg ihr Recht unmittelbar vom Reiche ab; sie allein „hoben den fünften Heer-
schild" im Lande.
Die Ministerialen, ritterliche Unfreie, schwangen sich zum Rathe der Fürsten empor;
zu ihnen haben die Herren von Steyr, die später von Starhemberg und Losenstein sich
nannten, die Herren von Traun, Volkenstors, Kapellen und Polheim gehört. Die Sitte
der Fürsten, außer den landsässigen Grafen und freien Herren auch ihre Dienstleute vor
Entscheidung wichtiger Angelegenheiten zu hören, hat sich allmälig in ein Vorrecht
gewandelt, dem das Statut Kaiser Friedrichs II. (1. Mai 1231) gemeinrechtliche Unterlage
verlieh. Die Losreißung des alten Tranngangebietes vom Steyrland hat nur den Anschluß
der oberösterreichischen Dienstherren an jene von Niederösterreich bewirkt, keineswegs aber
die Entwicklung des ständischen Keimes gehemmt.
Dem Bauernstande war längst die Freiheit abhanden gekommen; vielfach waren die
Abstufungen der Knechtschaft, und noch im XIV.Jahrhunderte weist die geringere Belastung
der freien Eigen, wie sie hießen, auf frühere einfache Zinspflicht oder gänzliche Unab
hängigkeit zurück. Noch überwog der Naturaldienst, Haud- und Zugrobot wurde selbst aus
weiter Ferne geleistet.
Der Wald ist in die äußersten Winkel des Landes verdrängt; die Benedictiner von
Garsten (1107) haben die Cultur in das obere Ennsthal und in die Berge von Moln
getragen, die Chorherren von St. Florian den Windberg (seit 1108) und die grauen
Mönche von Wilhering (114k) das Rotelgebiet bebaut, die Prämonstratenser von Schlägt
(1218) das obere Thal der großen Mühel der Wildniß entrissen.
Zu dem wichtigsten Handelsplatze im Osten war im XII. Jahrhunderte Enns
erwachsen; wenn auch durch das Niederlagsrecht von Wien frühzeitig beeinträchtigt, ist es
bis in die Zeiten der Habsburger das Emporium geblieben. Der Handel mit Eisen und
Holz hat frühzeitig seinen Centralpnnkt in Steyr gefunden.
Der Mehrung seiner fürstlichen Macht war das energische Streben des ersten
Habsburgers zugewandt. Vom Herzog Heinrich von Baiern erzwang er die Herausgabe
verpfändeter Orte, von den Herren von Schaunberg forderte er Wachsenberg zurück, den
Landfrieden wußte er zu wahren und die Wasserstraße zwischen Passau uud Linz zu
schützen; in eigener Person zog er vor die Besten Tannberg und Falkenstein. Nur dem
Erzbischof Rudolf von Salzburg verzieh er die Zerstörung seiner Salzpfannen in Gösau,
als ihm ein höheres Ziel winkte: die Krone von Rom. Seines Gerichtes ob der Enns
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch