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zu überwältigen und die Rüstkammern zu leereil. Am 20. Mai wurde Peuerbach mit
stürmender Hand genommen, der katholische Pfarrer und der Marktrichter erschlagen.
Unvorbereitet traf die Nachricht vom Aufstaude deu Statthalter; raschen Entschlusses
rückte er mit achthundert Fußgängern, hundert Reitern nnd einigen Feldschlangen gegen
die Bauern, der Scharfrichter begleitete ihn mit Kette» und Stricken. Vor Penerbach, das
in Flammen aufgegangen war, stieß Herberstorf anf eiueu Haufen der Bauer», auf den er
die Stücke zu richten befahl; in diesem Momente brach der Hinterhalt ans dem Walde
hervor und erschlug die Hülste des Kriegsvolkes. Mit geimuer Noth eutrauu Herberstorf
der Gefangenschaft (21. Mai).
Fadinger wurde zum obersten Hauptmann erkoren. Ebenso kühn als schlau, wußte
er den Aufstand zu orgauisireu; Hauptleute für jedes Viertel, Ausschüsse, Proviantmeister
und Feldschreiber wurden bestellt, die Defeusiousordunng bestimmte Lärmplätze und
Zufluchtsorte. Das ständige Lager bei Weibern schützte die Laudesgrenze gegeu Baieru
uud bildete die Reserve. Die Donau wurde mit Ketten gesperrt. Die Niederlage des
Statthalters war das Signal zur blitzschnellen Ausbreitung des Aufstandes; das Anbot
einer Verzeihung blieb unbeachtet, des Statthalters Patent wurde zerrisse». Die Antwort
schriebe» die Bauern anf ihre Fahnen:
Vom baierischen Joch und Tyrannei Wcils gilt die Seel' nnd auch das Blnt,
Und seiner großen Schinderei So geb' nns Gott ein' Heldenmnth.
Mach' uns, o lieber Herrgott, frei. Es muß sein!
Die „heilige Schar" der schwarzen Banern, der von den Soldaten gefürchteten
„Waldteufel", marfchirte »ach Lambach, Vöcklabruck u»d Gmuiide»; ii» Salzkanimergilt
besetzten die Holzknechte die Grenze»; uur Moudsee blieb ruhig u»d die Bevölkerung von
Neustift weigerte den Zuzug.
Die Hauptarmee rückte ai» 24. Mai in Wels ein. Am 28. Mai bezog Fadinger
die Kaiserzimmer im Stifte Kremsmünster und drei Tage später hielt er den prangenden
Einzug in Steyr, damals die größte Stadt des Landes, welche dem Bortrab freiwillig
Einlaß gewährte. Freistadt und Euus wurden eingeschlossen, in Ottensheim schlug Christos
Zeller seiu Hauptlager auf und entsandte Streifpartien bis Urfahr. Rings um Linz
loderten die Wachtfeuer der Bauern.
Am 7. Juni schlug Fadinger seiu Feldlager iu Ebelsberg auf, am 24. Juni
erschienen die Bauern mit fliegenden Fahnen vor dem kaiserlichen Schlosse zu Linz. Die
Stände wurde» ersticht, den Statthalter auszuliefern und die Stadt zu übergeben oder
mit allen Jnwohueru Linz zu verlasseil. Auf die ablehueude Antwort bemächtigten sich die
Bauern der Schiffe; Herberstorf ließ die Brücke abbrennen und vertheilte Soldaten und
Bürger auf ihre Posten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch