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Den Ständen wnrde das Recht der Conföderation, der Einberufung der Landtage
und der Verwesung der Regierung abgesprochen, die freie Religionsübung den zwei
obere» Ständen entzogen, der Bauernschaft der Besuch der katholischen Kirchen und die
Beschickung der katholischen Schulen zur Pflicht gemacht. Nun griffen die evangelischen
Glieder des Adels und Bürgerstandes znm Wanderstabe, Steyr verlor einen Theil seiner
alten Geschlechter.
Für die Oberpfalz und die rheiupfälzischen Ämter eutsagte der Kurfürst seiner
Pfandherrschaft; am 5. Mai 1628 kehrte das Land unter die Regierung „des Hauses
Österreich" zurück. Im Sommer zogen die Truppen ab, Herberstorf wurde zum Landes-
hauptmann ernannt, starb aber schon im folgenden Jahre.
Das Ende des Trauerspiels traf das Laud verwüstet und verarmt, ein Werk des
Wetteifers der Bauern und der Soldaten; in Linz waren die Vorstädte niedergebrannt,
in Steyr standen über 200 Hänser leer, in Wels lagen nicht viel weniger Häuser in
Schutt. Märkte und Schlösser wareu iu Asche gesuukeu, Dörfer und Bauernhöfe verwüstet.
Das Landvolk besuchte uothgedruugeu Kircheu uud Messen, im Herzen blieb es
akatholisch; die Unzufriedenheit wnrde genährt dnrch den Verkehr mit den Ausgewanderten,
gesteigert durch die schweren Kriegslasten, das Ranben und Plündern der Wallenstein'schen
Regimenter.
Bei Nürnberg standen im Sommer 1632 die Schweden den Kaiserlichen gegenüber;
auf ihre Fortschritte setzten die Mißvergnügten ihre Hoffnung. Evangelische Prediger
schlichen sich eiu, Jakob Greiinbl predigte verstohlen jenseits der Donau und im Hausruck
„das reiue Wort Gottes". Tausende wußten um das Geheimniß und bewahrten es bis zur
Stunde der Entscheidung. Am 13. August 1632 überfiele» dreizehnhundert Bauern plötzlich
den Markt Peuerbach; der Hauspfleger Jurgowitsch wurde ergriffen und in Waitzenkirchen
zu Tode gemartert. Wieder dröhuteu die Sturmglocken und das Aufgebot lief durch den
Hausruck; mit deu Mühlviertlern wurde geheimer Verkehr unterhalte», das alte Lager i»
der Weiberan bezogen, Stefan Nimmervoll und Abraham Gruber Warfe» sich zu obersten
Hanptlenten auf.
Das Laud war vvu Truppe» entblößt, Unterhandlung der einzige Ausweg der
Stände. Bauernausschüsse aus den aufständischen Pfarren erschienen in Wels, die
„Landler" aber beharrten im Aufruhr. Treugebliebeue Holdeu des Stiftes Kremsmünster
bewachten deu Übergang über die Tränn nnd die Alm. Als der Ecklehner aus dem
schwedischen Lager Hoffnung auf Sncenrs brachte, ergriffe» die Rebelle» die Offensive.
Am 1. September besetzte eiue Cvlouue Aschach, sperrte die Douau, bräunte die Vorstadt
von Eferding nieder und bezog ans der Hagleiten ein festes Lager; eine zweite Colonne
nahm Wolfseck nnd Vöcklabrnck ein.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch