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ab;' — „der Margarethen-Regen macht d'Nnß' theuer"; — „z'Bartlmei stockt mau d'Äpfl
und d'Nuß iu's Heu" ^ u. s. w.
Zwischen den „Frauentagen", das ist zwischen Mariä Himmelfahrt und Maria
Geburt, drischt mau schon wieder das neue Samenkorn und zu Ägidi (1. September) ist
die erste Woche für die Roggensaat, in der Kreuzwoche (Kreuzerhöhung, 14. September)
die zweite und in der Quatemberwoche die dritte. Um zu erfahren, welche von diesen drei
Saatzeiten die günstigste ist, nahm der Bauer sonst von der ersten Fuhr Korn, die er
einbrachte, drei Ähren und legte sie der Reihe nach in die Erde. Welche am schönsten
aufging, gab ihm diese Woche an.
Kommt der Winter, so ist die Zeit zum Dreschen des Getreides. Auch für diese
Arbeit hat man gewisse Sprüche und Bräuche. So deutet man den Tact, nach welchem die
Drescher auf die Tenne schlagen, durch rhythmische Sprüche an: Wenn einer drischt,
lautet es: „Dieb — Dieb"; wenn zwei: „Schölmdieb — Schölmdieb"; — wenn drei:
„Stich d'Katz ab — Laß's Fleisch da", — wenn vier: „Haud^ Hund in Dah — Jag's
abher da"; — wenn fünf: „Hand Hund in Snmpa";* — wenn sechs: „Ein' Schüssel voll
Krapfen, — i mag's nöt dertapp'n^ u. s. w.
Wenn endlich das letzte „Stroh", das ist so viel Getreide, als auf einmal auf der
Tenne gedroschen werden kann, an der Reihe ist, läßt die Bäuerin ein Säckchen mit
gedörrten Birnen, Äpfelspalten, Nüssen n. s. w. durch die Kücheumagd oder sonst jemand
auf die Tenne werfen. Man nennt das den „Tendlboß". Die Überbringerin muß sich
aber flink aus dem Staube machen und in die Stube, in den Tischwinkel flüchten, denn die
Drescher werfen die Flegel weg und laufen ihr nach. Wird sie eingeholt, so wird sie
„ausgespannt", das heißt, es werden ihr die Arme ausgespannt und an einen Stock
gebunden; überdies wird sie „eiugestroht", das heißt in Stroh gewickelt und muß sich
tüchtig ausspotten lassen.
Anderwärts geht während des „letzten Strohes" ein Knecht heimlich in die Küche.
Er hat ein Strohkränzlein mit, füllt eine Pfanne mit Wasser, legt das Kränzlein hinein
und heizt unter, worauf er, sich eiligst entfernend, schreit: „'S Krapfenstroh brinnt!"
Erwischt ihn dabei die Bäuerin mit den Mägden, muß er es sich gefallen lassen, daß man
ihm Hände und Gesicht mit Ruß schwärzt und so in die Scheune zurückbringt — zum
Gelächter der übrigen.
Wer beim „letzten Stroh" den letzten Schlag aus die Tenne thut, bekommt die
Stad'lheuu' oder die „rothe Heun'", was für ein Zeichen der Saumseligkeit und Faulheit
' Am Jakobstag (25. Juli) sind Äpfel und Birnen noch sauer; am Laurenztag (1v. August) bekommen sie Saft; am
Bartholomäustag (24. August) werden sie schmackhaft; am Michaelstag (29. September) ist Obsternte. — > Äpfel und Nüsse sind
reif. — ' sind. — ^ Korb. — ^ erreichen, erhaschen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch