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Dichtung aus dieser Zeit zu envähuen ist, Geistliche Liederdichter weileu vorübergehend,
bis man sie vertreibt, in Städten nnd auf Herrensitzen wie dem der Jörger in Tolet; iu
Steyr, in Wels, wo einst (1513) Hans Sachs seine Museuweihe empfangen haben will,
in Freistadt erstehen jetzt Meistersingerschulen, die regen Verkehr mit auswärtigen Sing-
schuleu in Nürnberg, Magdeburg, Breslau unterhalten. In den Lateinschulen aber führte
man deutsche Komödien ans, nnd dazu schrieben in Steyr in den Sechziger- und Achtziger-
Jahren zwei seiner Schulmänner, der gemüthsinnige Thomas Brnnner und der
redseligere, gelehrte, aber auch äußerliche Effecte der Komik nicht verschmähende Georg
Maur i t i u s der Ältere vorwiegend biblische Komödien, letzterer auch eiue Griseldis.
Die drohende Verfolgung aber ließ sich weder durch Klage- uud Mahnrufe der
Meistersinger, noch durch die tröstende Moral biblischer Schauspiele beschwören. Rück-
sichtslos räumte die Gegenreformation mit dem Protestautismus uud seinem geistigen
Leben ans, schloß seine blühenden Schulen, nöthigte die besten Kräste zur Auswanderung
und vernichtete den geistigen Znsammenhaug mit dem übrigeu Deutschland. In den
Jesuiteuschulen, die an die Stelle der protestantischen Gelehrtenschuleu traten, führte man
seit 1624 prunkvolle Schau- uud Singspiele auf, uud auch in deu Klöstern (besonders, wie
es scheint, in St. Florian und Kremsmünster) dichtete und agirte man jetzt statt der älteren
geistlichen Spiele, die ihr Leben im Volke weiter fristen, bis ins XVIII. Jahrhundert
hinein lateinische nnd deutsche Komödieu und Singspiele. Solche lateinische Dramcu
erschiene» iu deu Siebziger- uud Achtziger-Jahreu von Simon Redteupacher iu Krems-
münster, der aber auch deutsche Gedichte schrieb. Sonst ist Oberösterreich in der deutschen
Literatur des XVII. Jahrhunderts nnr durch deu eiueu Matthias Abele vvu uud zu
Lilienberg vertreten, der in seinen „Seltzamen Gerichtshändeln" (1651) und ähnlichen
Werken nach dem Geschmacke der Zeit allerlei Anekdoten, Fabeln nnd merkwürdige
Begebenheiten meist in Proceßform zusammentrug, mit Anmerkungen und eingestreuten,
theils fremden, theils eigenen Gedichten begleitete und dabei weder die beliebten gelehrten
Spielereien noch Derbheiten vergaß; er errang damit nicht geringen Beifall und die Auf-
nahme iu die fruchtbringende Gesellschaft, der er unter dem Namen „der Entscheidende"
seit 1652 angehörte.
Aber auch mich bis tief ins XVIII. Jahrhundert danert diese literarische Ebbe fort.
Zwar gab es, aufaugs freilich dürftig geuug, seit 1711 iu Liuz eiu ständiges Theater,
erst in den Händen der Jesuiten, die auch iu ihrem eigenen Hause bis iu die Vierziger-
Jahre Anfsührnngen veranstalteten, später der Stadt, endlich der Stände, und der Adel
ließ sich sein Gedeihen angelegen sein. Regelmäßige Stücke, schon früher gelegentlich von
Wandertruppen vorgeführt, herrschen in den Sechziger-Jahren, wo Sebastiani spielt,
ausschließlich. Aber bedeuteude Aureguugeu vermochte die Linzer Bühne der dramatische»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch