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entfalten, und in der That findet seine Präponderanz beredten Ausdruck in dem Baue des
Landhauses zu Linz, in bedeutenden Umbauten alter Burgen, sowie auch iu neuen Schloß-
anlagen, — jene Stätten, wo die evangelische Lehre zuerst Wurzel gefaßt, die vielen Fäden
mit den Emporien des neu erwachten Geistes im Reiche gesponnen wurden, der Adel sich
seiuer ertrotzten Vorrechte in herrischer Behaglichkeit freute und bald Versammlungen
tagten, bald kriegerischer Widerstand veranstaltet wurde.
Das Landhaus, dessen nördliches Portal im Artikel über Landesgeschichte reprodneirt
wurde, zum Theile ein ehemaliges Minoritenkloster, ist allerdings das Prodnet vielfältiger
nnd bis zum Ansauge unseres Jahrhunderts fast ununterbrochener Bauthätigkeit. Die uns
interessirende Partie gehört indessen dem umfassenden Nenbane der Jahre 1578 bis 1580
an, mit welchem die Welschtiroler Meister Christof und Hans Canaval betraut wurden.
Dieser Umstand erklärt die vielen Anklänge an die italienische Renaissance, welche nns an
dem Portale und den Thüren des Hauptgeschosses, endlich im großen Ständesaale
amnnthen.
Die Umbauten alter Burgen behielten die mittelalterliche Anlage bei, welche sie nur
dem Ertrage uud der Wirkung der neuen Waffen entsprechend erweiterten. Die Neubauten
adeliger Sitze waren zwar ebenfalls den alten Kriegsburgen mit Thurm, Vorburg und
Palas ähnlich, doch gestaltete sich der Umriß immer regelmäßiger, ja manchmal war der
Grnndplan ein bastionirtes Vier- oder Fünfeck, dessen Eckbastionen einen thurmartigen
Aufzug erhielten, so z. B. bei dem Schlosse Greinburg. Es wareu Wehrbauteu noch in
des Wortes vollster Bedeutung, wenn auch ihr Ernst von den lieblichen Formen der
Renaissance gemildert erscheint; waren ja ihre Bauherren selbst noch ein in die neue
Ordnung der Dinge herüberreichendes Stück Mittelalter, eine letzte Auflehnung indivi-
dueller Selbständigkeit gegen die staatliche Gewalt.
Das oberösterreichische Schloß des XVI. uud XVII. Jahrhunderts, weitläufig und
vielgliedrig, stets mehrstöckig, von kräftiger Einfachheit, erzielt seine künstlerische Wirkung
nur durch die Gruppiruug der Massen, durch die malerische Silhouette, durch seine die
hohen Dachungen überragenden Thürme. Die Mauerflächen sind flach und schmucklos,
uur au deu Ecken geqnadert und von einem einfachen Gesimse gekrönt, die Fenster von
eineni glatten Gewände umrahmt; nur Rittersäle oder Schloßkapellen werden mit einfachen
oder durch eiue Mittelsäule halbtheilten Bogenfenstern ausgezeichnet. So in Greinburg,
Rauuariedl, Aistersheim u. s. w. Die ganze äußere Zier beschränkt sich auf die meist
rnsticirende Architektur der Portale und die oft in dieselbe einbezogenen Wappen der
Schloßherren. Das Portal des Schlosses Württing verdient besondere Erwähnung.
Mußten Maurer uud Steinmetz nur au die Herstellung eines soliden, aber einfachen
Nntzbanes denken, so durfte wieder der Zimmermeister uicht blos an den vielfach
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch