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So sehen wir denn in der großen Zeit, welche das Vorurtheil der Enkel mit dem
einmal angenommenen Namen „barock" bedacht hat, alle geistigen Kräfte sich regen, die
kühnsten und reichsten Schöpfungen der Kunst entstehen, eine Epoche reisen und Frucht
tragen, welche wahrscheinlich für immer unerreichbar bleiben dürfte.
Doch der üppigen Festesstimmnng mußte die Ernüchterung, der nothwendige Rück-
gang folgen, da ein „Vorwärts" nicht mehr möglich war. Die frostige Luft der Josefinische«
Zeit, der gelehrte Classicismns und das akademische Treiben, so wie sie die Architektur iu
den Bann der starren Linien zwangen und aller Bewegung, ihrer Kraft und ihrer Reize
entkleideten, sie machten den lebenswarmen Himmel, die großen Allegorien, die fröhlichen
Scenen für immer erblassen. Es folgte ihnen die archäologische Forschung, die Begeisterung
für eine unverstandeile Antike, das sterile Anklammern an den classischen Canon.
Die Neuzeit.
Nach deu französische» Kriegen, welche den Feind dreimal nach Oberösterreich
führten, bedurfte das Land längere Zeit, um sich von den Folgen jener wechselvollen
Kämpfe, aber auch vou denjenigen des Staatsbankerottes vom Jahre 1811 zu erhole».
Der Friede, der nun folgte, war die ganze erste Hälfte unseres Jahrhundertes über ein
Friede mit recht spießbürgerlichem Zuschnitt, ein cultnreller Stillstand, die Herrschaft eines
der Entwicklung der Knnst nicht gedeihlichen Bureaukratismus, und fast ist es ein Glück
zu nennen, daß diese Zeit so sehr an Sparsamkeit gewiesen war, denn auch mit reichen
Mitteln hätte sie kaum etwas anzufangen gewußt. Die Provinzen blieben naturgemäß
noch hinter der Residenz zurück, und namentlich Oberösterreich ist, bis auf vereinzelte
nnd unbedeutende Objecte, durch keiu weiteres Denkmal jener unerquicklichen Epoche
verunziert worden.
Man findet wohl schwer eine mildere Ausdrucksweise, weuu mau sich die beiden
Richtungen vergegenwärtigt, welche die architektonischen Versuche der vormärzlicheu
Zeit vertreten: einerseits den aus dem vorigen Jahrhundert überkommenen, sich immer
mehr verflachenden Classicismns, und anderseits jene seit dem Erwachen des nationalen
Bewußtseins entstandene Romantik, die eben so sehr an Unverständniß des Mittelalters
als an ungesunder Sentimentalität krankte.
Die immer und immer wieder auf das Motiv des Tempels, uud sei es auch mit
hölzernen Säulen, zurückkehrende antikisirende Architektur hat in der Trinkhalle nnd im
Theatergebände von Ischl ein Muster ihrer Ödigkeit hinterlassen, während manche Kapelle
mit Spitzbogenfenstern, rothen, blauen uud gelben Gläsern, wie etwa die Jesuitenkirche
am Freiuberge bei Liuz, uns belehren, wie unsere Väter gothisch zn bauen vermeinten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch