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und 1882 eine zweite Concurreuz für die Monarchie nnd Deutschland eingeleitet wnrde.
Der Ausspruch des Baucomites sowie nicht minder die öffentliche Meinung bezeichnete das
Projekt von Bruno Schmitz, Architekten in Düsseldorf, mit Recht als das gelungenste,
welches denn auch definitive Annahme fand. Die Mittel zu dem auf 135.W0 Guldeu
veranschlagten Bau flössen vom Staate, vom Laude uud zum größteu Theile von
Saimuluugeu in Oberösterreich ein, während die Stadt Linz den Baugrund in der
Kaplanhofstraße schenkungsweise überließ. Der im Mai 1884 begonnene Bau kam im
Herbste 1885 uuter Dach, wurde 1886 vou außen vollendet uud soll 1887 iuueu aus-
gefertigt, 1888 aber bezogen werden. Das Gebäude gruppirt sich um eiueu Ceutralhof,
dessen säuleugetrageue Areadeu die grandiose Treppe einschließen, über welche sich eine
lichtspendende Glaskuppel wölbt. Der erste Stock enthält den bildergeschmückten, mit
reicher Decke versehenen Repräsentationssaal. Der zweite Stock ist mit Rücksicht auf die
Unterbringung der Landesgalerie durchwegs auf Oberlicht berechnet. Der Aufriß zeigt
über dem rusticireudeu Erdgeschosse Ziegelrohbau für den Mauergruud uud coustruetive
Glieder von Putz uud verschiedener Steingattuug. Die Bewältigung der fensterlosen
Manersläche des zweiten Stockwerkes ist durch eiueu, die Hauptuiomeute der Laudes-
geschichte schildernden Fries uach Entwürfen und Modellen des Professors Melchior zur
Straßeu in Leipzig versucht worden. Diese kolossale Attika, deren leider etwas nnselbständig
behandelte Basreliefs über Meuscheugröße messen, ist ein künstlerisches Wagniß zu ueuuen.
Das Gebäude hat dagegen durch die starke Zurücksetzung der einzelnen Stockwerke einen
ebenso ungewohnte» als vortheilhaften Rhythmus, so wie auch die Betonung der Mitte und
der Ecken eine klare und gelungene ist. Gleichwie in der Grundrißdisposition nnd in der
Gestaltung des Aufbaues erkeuueu wir auch au dem meist Motive der dentschen Renaissance
selbständig verarbeitenden, aber auch vou der Antike, sowie vom Barocco uascheudeu Detail
eiueu ebenso individuellen als phantasiereichen Geist.
Die Zunahme der städtischen Bevölkerung sowie das Streben nach sicherer Capitals-
anlage haben in den letzten Jahren in Linz, Wels uud Steyr, besonders aber in der
Landeshanptstadt eine sehr rege Banthätigkeit hervorgerufen, au welcher sich die Architekten
Gyn, Krakowitzer, Scheck, Jeblinger u. f. w. ehrenvoll betheiligten. Die gewöhnlichen,
bereits ganze Stadtviertel einnehmendcn neuen Wohn- uud Zinshäuser — vielfach uur
ein- oder zweistöckig — erhalten ihre Charakteristik durch die schmalen uud hohen Pforten,
die wuchtigen Fensterverdachnugen, die nnverhältnißmäßig starken und ausladenden
Gesimse, mit deren eintöniger Linie aufwärts Alles zu Ende ist; griechische Renaissanee-
formen beherrschen die in Putz uud Eementgnß ansgesührten Fanden. Sporadisch machen
sich Versuche in deutscher Renaifsaure mit „pnrificirten" Forme» bemerkbar, »in doch dieses
neueste Experiment in Oberösterreich nicht vermissen zu lassen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch