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stetig fortschreitenden Abbau der Salzlager ist man nun vielfach wieder auf die verwachsenen
Stollen und Schachte der Alten gestoßen und iu die Lage gekommeu, die Spuren ihrer
Betriebsamkeit wieder aufzudecken. Wie in den Kupfergruben auf der Mitterbergalpe fanden
sich auch hier die angebrannten Reste von unzähligen Spänen, welche znr Beleuchtung
bei der unterirdischen Arbeit gedient haben, ferner Klopssteine, Schäfte von Beilen,
Lederstücke, den Opanken ähnliche lederne Schuhe, eiue mit Schleudersteiuen gefüllte Leder-
tasche, eine Pelzhaube und ähnliche Dinge mehr. Außerdem wurden, bisher allerdings
immer uur durch Zufall und nicht in jener Anzahl wie im benachbarten Hallstatt, Gräber
mit theilweise reichem Inhalte bloßgelegt, in welchen ohne Zweifel Leute begraben worden
sind, welche zu dem Salzbergbaue in Beziehung gestanden waren. Sowohl die Reste aus
den verlassenen Stollen als die Beigaben aus den Gräber» verweisen auf ein vor Beginn
unserer Zeitrechnung liegendes Alter uud lassen darauf schließen, daß die Salzgruben schon
in der Mitte des Jahrtausends v. Chr. in umfassendem Betriebe gewesen sind.
Kein Mineral ist so von der Sage umsponnen wie das Gold; was Wnnder? ist es
doch der Schlüssel zur irdischeil Glückseligkeit? In unserem Alpenlaude ist es nicht anders;
wer die Thäler der Gasteiner oder Rauriser Ache betritt, hört vou dem reichen Bergsegen,
der ans den Goldadern der obersten Thalstnfen floß; nicht so sehr die vergilbten Acten in
den Archiven, als vielmehr allerlei Spuren in der Nähe der verlassenen Gruben halten
den Glaube» daran im Volke lebendig; ja schon im Pongau kauu mau erzählen hören,
daß eigenthümliche Hügel nnd Unebenheiten an den Ufern der Salzach von alten
Goldwäschereien herrühren.
Wenn die märchenhaften Vorstellungen des Volkes von der Vergangenheit meist
weit hinter der Wirklichkeit zurückbleibe», so ist diesesmal das Umgekehrte der Fall: die sicher
beglaubigten Thatsache» überbieten alle Erzählungen von dem Alter und der Ergiebigkeit
der Goldgruben in den Tauern. Griechische und römische Schriftsteller wissen nämlich von
einem besonderen Ereignisse zn berichten, das sich zweifellos an diese Örtlichkeiten knüpft.
Im II. Jahrhundert v. Chr. beuteten in den norifchen Alpen, nördlich von Aquileja, die
Bewohner ihre Golderzlager mit außerordentlichem Erfolge aus, so daß sich der Ruf
hievou bis Italien ausbreitete und die Jtaler veranlaßte, sich an der Goldgewinnung zu
betheiligen. Nach kurzer Zeit war eine solche Menge Goldes gewonnen, daß dessen Werth
in ganz Italien auf den dritten Theil herabsank. Infolge dessen wurden die Jtaler von
den Einheimischen verjagt, um nicht ferner den Gewinn in dieser Weise geschmälert zu
sehen. Erwägt man, daß damals schon große Reichthümer in Italien zusammengetragen
waren, so wird man daraus die Ergiebigkeit dieser Golderzlager ermessen können.
Überblicken wir die vorstehenden Mittheilungen, so sehen wir, daß unser verhältniß-
mäßig kleines Land in der Geschichte des Bergwesens eine so hervorragende Rolle spielt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch