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deren Aufwand an Geld, vor Allein aber an Kriegsinannschaft bestreiten. Nach der uns
erhaltenen Matrikel eines Aufgebotes der deutschen Streitkräfte zn einer Heerfahrt nach
Italien aus der Zeit um das Jahr 1000 mußteu fast zwei Drittel der Mannschaft von
den Bischöfen und Äbten beigestellt werden. Salzburg erscheint mit 70 Rittern belastet.
Die Kirchenbesitzungen, welche sich seit der Karolingerzeit noch wesentlich gemehrt und
durch sorgfältigen Anbau einst menschenleerer und unbebauter Gegenden sehr an Werth
gewonnen hatten, wurden von den Bischöfen zu einem recht bedentenden Theile an adelige
Vasallen hinausgegeben, welche als Gegenleistung für reichliche Ausstattung mit Grund
und Boden ihr Schwert und ihre Treue zur Verfügung stellten. So war ein Bischof der
damaligen Zeit ein mächtiger Herr auch in weltlichen Dingen. Große Einnahmen durch
weitverbreitete Güter, durch Bergwerke und Mautheu, durch deu Kirchenzehnten und die
Gerichtsbarkeiten standen ihm zur Verfügung. Dafür wnrde auch an Reichslasten sür die
Erhaltung der kirchlichen Institute, sowie eines ganzen Heeres von Vasallen und Diener»
viel verlangt und verausgabt. Aber noch immer ist von einem selbständigen, abgerundeten
Gebiet, vou einem Fürstenthum im späteren geographischen Sinne keine Rede. Die Güter
des Erzbisthums Salzburg dehnten sich damals über einen Landstrich aus, welcher durch
die vier Endpunkte Regensburg, Wien, Meran und Gurkfeld in Krain noch nicht ganz
erschöpfend umschrieben ist. Ebenso weit verstreut saßen auch die Stiftsvasallen auf de»
bischöflichen Höfen und Burgeu, am dichtesten freilich in der Nähe des erzbischöflichen
Sitzes und dann im nördlichen Kärnten um Friesach. Es ist einleuchtend, wie wichtig es
für die Kaiser sein mnßte, auf deu Bischofsstühlen Männer zu wissen, anf deren Ergebenheit
sie sich verlassen konnten. Und nicht die unbedeutendste Stelle hatte gerade der Salzbnrger.
Gingen ihm auch die drei älteren Metropoliten von Mainz, Köln uud Trier im Range
vor, so war er doch das geistliche Haupt jenes Stammes, der seine Einheit und Eigeuart
am zähesteu wahrte, des baierischen, nnd beherrschte sein Gebiet doch die ganzen Ostalpen
und damit die Zugänge zu dem östlichen Theile Oberitaliens. Daher war es gekommen,
daß die Kaiser auf die Bischofswahlen den stärksten Einfluß nahmen. Schon Karl der
Große hatte kurzweg Bischöfe ernannt, jetzt geschah nnter Wahrung gewisser Formen
dasselbe. Wenn ein Erzbischos gestorben war — erzählt uns die Lebensbeschreibung
Konrads I. von Salzburg mit dem Beisatze, daß man damals immer so vorgegangen sei —
nahmen die vornehmsten Geistlichen der Diöeese und die ersteu Stiftsvasallen den Ring
und den Stab des Verstorbenen und brachten sie an das kaiserliche Hoflager, mochte dies
auch gerade in Italien oder in einem anderen fernen Reichstheile sein. Der Kaiser berieth
nun mit der Deputation und seinen ständigen Rathgebern über den Nachfolger, und war
man ins Klare gekommen, so wnrde derselbe sofort ausgerufen und vom Kaiser mit Ring
und Stab investirt. Nicht selten traf die Wahl ein Mitglied der Abordnnng, noch hänfiger
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch