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einzige Leiden, welches der Krieg über das Land brachte — wahrlich nicht der Rede
werth gegenüber der Verödung, der die meisten übrigen Theile des Reiches anheimfielen.
Die Aufbringung wurde wesentlich durch die treffliche Ordnung erleichtert, die Paris zu
halten verstand, sowie dadurch, daß er die „Landschaft" wieder herstellte; er richtete dieselbe
hauptsächlich als Finanzbehörde ein, so daß sie die Stenern nicht blos zu bewilligen, sondern
auch einzubringen und das Erträgniß zu verwalten hatte. Einige Unruhen, welche im
Zillerthale gegen die Steuereinnehmer ausbrachen, wurden leicht unterdrückt.
Infolge seiner starken Befestigung wurde Salzburg die Zufluchtsstätte für ganz
Baiern, als Gustav Adolf 1632 bis nach München kam, und es verlautet, er habe
sich nur durch die voraussichtlichen Schwierigkeiten der Belagerung bestimmen lassen,
keinen Angriff auf Salzburg zu versuchen. Ebenso kam 1648, als die Schweden und
Franzosen abermals Baiern überzogen, der alte Kurfürst Maximilian, welcher 37 Jahre
früher als Sieger über Wolf Dietrich in Salzburg eingerückt war, jetzt als Flüchtling
dahin. Auch einen Versuch, den Wallenstein kurz vor seinem Sturze machte, Truppen nach
Salzburg ins Winterquartier zu legen und sich so des Landes zu bemächtigen, wußte Paris
zu vereiteln. Doch brachte sein consequentes Streben, nur für sein Land zu sorgen, eine
gewisse Zurückhaltung im Kampfe gegen die Feinde des Kaisers mit sich, die ihm vielfach
verübelt wurde, aber wohl nur eine Folge des zersplitterten Zustandes des Reiches war,
welcher eine Hingebung au gemeinsame Ziele fast undenkbar machte. So verweigerte der
Erzbischvs jede Hilfe gegen die oberösterreichischen Bauern, welche unter Stefan Fadinger
einen so schweren Aufruhr begonnen hatten.
Das System der Sparsamkeit uud Abschließung ermöglichte es Paris sogar, in
Werken des Friedens eine höchst beachteuswerthe Thätigkeit zu entfalten. Es sind hier
besonders zwei große Unternehmungen zu erwähnen: der Ausbau des Domes und die
Errichtung der Universität. Der Dom wurde bis auf die Thürme bereits im Jahre 1628
ausgebaut. Die Einweihung, welche in Anwesenheit einer Versammlung von Fürsten und
Bischöfen erfolgte, schien ein Siegesfest des Katholicismus zu sein, der gerade damals
so große kriegerische Vortheile über die norddeutschen Protestanten davongetragen hatte.
Der Gedanke, in Salzburg eine Universität zu gründen, war schon von Wolf
Dietrich gefaßt und vou Marcus Sitticus mit Eifer verfolgt worden. Die Schwierig-
keiten waren nicht gering. Endlich gelang es, den Orden der Benediktiner zur Beistellung
der Professoren zu gewinnen. Mehr als dreißig Äbte, besonders baierischer Stifte, ver-
pflichteten sich durch Vertrag, die nöthige Anzahl von Lehrkräften aus der Reihe ihrer
Couventualeu an die Universität abzugeben; der Erzbischos übernahm die Gehalte. Es
wurde in dem ehemaligen St. Peterfchen Frauengarten ein neues Gebäude errichtet, das
sogenannte Eollegium, und im Jahre 1625 langte auch die päpstliche Bestätigung ein.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch