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Th. Zaun er, Rechtslehrer an der Universität und Verfasser einer vielbändigen Salzburger
Chronik. Als dritter reiht sich ihneu Lorenz Hübner an, der neben einer mannigfache»
literarischen Thätigkeit eine historische Topographie von Salzburg schuf, die jetzt uoch die
Fundgrube aller Nachrichten über die Geschichte der einzelnen Örtlichkeiten, Banwerke und
dergleichen bildet. Auch auf dem Felde der Naturforschung wurde fleißig gearbeitet, und
hier war es Ehrenbert Freiherr von Moll , der als der Mittelpunkt aller dieser
Bestrebungen gelten konnte, dessen Sammlungen als eine Sehenswürdigkeit der Stadt
angesehen wurden nnd dessen Ruf so verbreitet war, daß sich z. B. Leopold von Buch
und Alexander von Humboldt seinethalben längere Zeit in Salzburg aushielten. Auch
mag erwähnt werden, daß es ein junger Salzburger Geistlicher, Balent in S tan ig war,
welcher gelegentlich der vom Bischof von Gnrk, Grafen Salm veranstalteten Expeditionen
den Großglockner als Erster erstieg. Moll gab eine Zeitschrift heraus, die großes Ansehen
genoß, ebenso der Mediciner Harteukeil , so daß damals in dem kleinen Salzburg
gleichzeitig drei bis vier wisseuschaftliche Organe von Ruf ihren Sitz hatten. — Anderseits
hatte die Bauthätigkeit mit dem Erzbischof Sigmund Schrattenbach ihr Ende gefunden;
kaum ein nennenswerthes Werk wurde unter Hieronymus geschaffen, doch mochte die
Blüte der Literatur, besonders der gelehrten, dafür als vollwichtiger Ersatz gelten.
Unter den politischen Ereignissen der Zeit wurde Salzburg am meisten durch den
baierischeu Erbfolgestreit (1778) berührt, welcher das bisher baierische Juuviertel an
Osterreich brachte, denn dadurch wurde Salzburg fast ganz zu eiuer österreichischen
Enclave; folgerichtig überwog auch uuter Hierouhmus der österreichische Einflnß. Es fehlt
in deu Stimmen der Zeitgenossen nicht an Ahnungen, daß die damals eben tausendjährig
gewordene Herrlichkeit des Salzburger Kirchenstaates vielleicht nicht mehr lange dauern
und eine Säcnlarisirung zu Gunsten Österreichs erfolgen könnte.
Wie bekannt, trügte diese Ahnung nicht. Freilich kam Alles ganz anders, als irgend
jemand hätte voraussehen können; nicht die ausgreifende Hand des Kaisers, welche man
gefürchtet hatte, sondern ein fremder Eroberer warf das alte und ohne Zweifel ehrwürdige
Gebäude nieder. Wenn nur jene Staaten als lebensfähig gelten sollen, welche sich durch
Selbstverteidigung zu erhalten wissen, dann war allerdings das alte Salzburg ebensogut
wie das ganze alte deutsche Reich werth zu Grunde zu gehen. Wenn aber viele andere
deutsche Kleinstaaten durch die Verrottnng ihrer inneren Zustände für den Untergang
reif geworden waren, so wird man das Salzburg des Hieronymus nicht zu diesen zählen
dürfen. Es war ein in zeitgemäßer Weise, vernünftig und vou erleuchteten Männern
geleitetes kleines Staatswesen, das sich den Forderungen des Fortschrittes keineswegs
verschlossen hatte. Es war nnr überhaupt die Zeit der Kleinstaaten nnd insbesondere der
geistlichen Staaten vorbei, und somit vollzog sich auch sein Schicksal.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch