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Zur „Feuerweihe" am Frühmorgen des Charsamstages wird vou den Häusern je
ein Scheit herbeigebracht, angebrannt und nach Hause getragen. Mit dieser bis in die
ältesten Zeiten des Menschengeschlechtes zurückreichenden Fenerverehrnng stimmt es, daß
Kohlen davon, der Ackererde beigemischt, mit Rücksicht ans das himmlische Feuer dieselbe
fruchtbar machen, und das; das angebrannte Scheit, dem Herdfeuer zugelegt, das Haus
vor dem Blitzfeuer schützt.
Am Ostertag früh Morgens macht die Sonne drei Freudensprünge, die Kirche
weiht verschiedene Eßwaaren, das Eierwalgen, „Eierpecken", Eierschenken findet statt nnd
im Lnngan werden (wie in Kärnten) ans Bergen „Osterfener" angezündet, wie anderwärts
in altsächsische» Landen. Es naht der 1. Mai. Schon Tags vorher werden in den Dörfern
Liefering, Maxglan, Gretig, aus den Felsenspitzen des Nocksteins und des Pabensteines
lBarmstvan) bei Hallein „Maibäume" gesetzt- am frühen Morgen durchzieht Musik die
Straßen der Hauptstadt und ein schulfreier Tag gestattet der Jugend größere Ausflüge iu
die Umgegend. Auf diesen Tag fällt auch die Besitznahme Salzburgs durch Osterreich.
Ist im Lnngan die Aussaat des Sommergetreides zu Eude, so war es bis vor
Kurzem die Regel, jede Tauznnterhaltnng einzustellen, so lange „das liebe Getreide ans
dem Felde steht". Dieser hochgelegene Gan, dessen mittlere Jahreswärme der von Abo in
Finnland gleichkommt, legte damit seine innige Theilnahme an dem Gedeihen der Feld-
früchte au deu Tag. Nuu naht die Zeit der „Aufkehr" (nicht „Köhr") des Alpenviehes.
Es wird uuruhig in den engen Ställen, die vorjährigen Glockenkühe werden sich ihres
Borranges bewußt: werden sie durch audere ersetzt, so leiden sie bisweilen am „Nabel"
nnd machen der bevorzugten Kuh mittels der Hörner den Borgang streitig. Unter dem
Gebrülle der Riuder und den stillen Segenswünschen der Eigenthümer kommt die öfter
beschriebene Alpfahrt, das „Alpererfahren" in Gang.
Ten St. Florianstag, 4. Mai, feiern die Zchmiede nnd Fenerarbeiter, in neuester
Zeit auch die freiwilligen Feuerwehren. Die Fenersprwen rücken an manchen Orten ans,
werden besichtigt nnd das Mangelnde oder Schadhafte erneuert.
Am „Bittsonutag" der „Kreiizivoche" ist der kirchliche Flnrumgang in der Nabe des
Psarrvrtes, am Montag nnd Dienstag finden „Krenzgänge" in entferntere Kirchen statt,
am Mittwoch geht man mit dein Kreuze iu der gauzeu Pfarrei herum. Auf den Himmel-
fahrtstag fvlgt der „Schauerfreitag" mit einem Hochamte, nach welchem wie am Sonntag
vorher die vier Evangelien gelesen werde». Der Flurnmgang am Svuntag heißt auch
„Schanerilmgang": es ist der Bittgang nm Abwendung der Gewitter nnd Hagelschläge
nnd um Gedeihen der Feldsrüchte.
Das prachtvolle Kirchenfest des Frohnleichnams, der „Kranzltag", wird mit Schüssen
ans Pöllern nnd schweren „Prangerstutze»", mit Gewehrsalve» der Schützen bei de»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch