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die Besucher in Gruppen. Es fehlen die Kampfrichter nicht, die alten Sachverständigen,
die selbst einst „mitgethan". Sie beschließen „die Paare redlich zusammenzulassen" uud
wache» darüber, daß unerlaubte List vermieden wird uud das Ringen nicht ausartet. Der
Sieger in mehreren Gängen heißt „Hagmaier", was mit „Meister in Feld und Hain"
umschrieben werden könnte. Er steckt sich drei Federn ans den Hnt und behauptet sein
Ansehen bis zum nächsten Jakobitag. Früher waren diese Kampsspiele auch im Salzburggau
in Übung und mau will den Nameu der „Spielberge" iu drei Gauen davon herleiten.
Noch ist des festlichen Auszuges des „Samson" zn Tamsweg (so wie vor Zeiten
des Goliath zu Ramingstein) im Luugau zu gedenken. Es ist nicht ermittelt, ob dieser
am Frohuleichnanistag-Nachmittag stattsindende Umzug der Überrest einer Sommerfeier
oder einer Maigrafenfahrt ist. Wahrscheinlicher ist es eine ans den signrenreichen Frohn-
leichuamszügen des vorigen Jahrhunderts herübergerettete Paradesignr. Samson (und
Goliath) erscheint in Riesengröße, so daß er an die Fenster der zweiten Stockwerke
hinaufreicht. Diese ganz im Widerspruch zu ihrem biblischen Nameu wie ein römischer
Krieger mit Helm, Panzer, Lanze, Schwert, aber doch mit dem Eselskinnbacken ausgerüstete
Riesenpuppe wird von einem starken Manne getragen, dessen Augen zwischen den vom
Panzer herabhäugenden Lederstreisen und dem Unterkleid die Aussicht haben. Neben dem
Riesen schreiten zwei Zwerge, die Bürger- oder Marktmusik zieht unter klingendein Spiel
voraus und Schützen oder Bürgersoldaten geben das Ehrengeleite. Das zahlreiche Gefolge
zeigt lebhafte Theilnahme an diesem Schauspiel, welches die stille» abgelegenen Orte des
Hochgebirges für kurze Zeit belebt.
Tie Zeit von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Namcnsfest (Mitte August bis Mitte
September) heißt „der Frauendreißigst": da haben alle wohlthätigen Kräuter ihre vollste
Kraft und die Wurzelgräber volle Arbeit. Es naht die Zeit der „Abkehr" von den
Hochalpen, die fröhlich begangen wird, wenn die Sömmerung ohne Unglück, Viehabsturz
u. s. w. verlief. Mit Kränzen von Hagebutten oder Bärenkrant um die mit Rauschgold
gezierten Hörner geschmückt, kehrt das Bieh heim, voraus die wenige« Ziegen, Jungvieh,
Kühe, zuletzt der „Jodel" (Stier) mit dem Melksechter, Senner und „Goaßer", Senuiu uud
Hüterbub und der Bauer. Die Seuuin theilt Erzeiignisse ihrer Backkunst aus, den „Kneifl",
ein viereckiges Backwerk, uud den „Schnuraus", kleine, wie die Erbsen oder kleine
„Rosenkranzgrällerl" geformte semmelsarbige Kügelcheu. Die Heimkehr wird zur Winters-
zeit bisweilen als „Alpererfahren" oder „Kühtreiben" scherzweise nachgeahmt.
Nm Mariä Geburt
Zieg'n d'Schwalben furt,
früher anch die Studenten, was aber schon seit langer Zeit anders geworden ist. Um diese
Zeit verlassen anch die Schafhirten mit ihren Herden die obersten Grasplätze der Gebirge;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch