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aus Salzburg. Vou de« wandernden Schanspielertrnppen erfreute sich bis zur Gegenwart
die der Laufeuer Schiffer einer allgemeinen Beliebtheit: doch kau» ihre Bühue heute, des
moderne» Repertoirs wegen, nicht mehr das eigentliche Volksschanspiel repräsentiren.
Die letzten Reste des altdeutschen Volksschauspieles finden wir vielmehr iu jeueu
kleinen Comödieu, welche durch umherziehende Dilettanten (meist Schiffer, Salzarbeiter
oder Schnitzer) zwar im Costüm, aber ohne Decorationen in einer Stnbe meist zur
Winterszeit ausgeführt werden. Die Entstehung dieser Spiele mag ans die schon im
XVI. Jahrhundert nachweisbare Sitte des Volkstheaters zurückgehen, nach den geistlichen
Spielen noch ein Fastnachtspiel aufzuführen.
Fiudeu wir im geistlichen Volksschanspiele oft den „Präcursor", der in einein
Prologe den Inhalt des Darzustellenden mittheilt, durch einen Engel vertreten, so scheint
in de» weltlichen Spielen schon in älterer Zeit der „Hauswurst" den Präcursor gespielt zu
habeu. Vielleicht liegt hierin die Erklärung, warnm Josef Stranitzky gerade die Salzburger
Bauerntracht und Mnndart wählte, als er zn Beginn des XVII. Jahrhunderts den
„Hanswurst" statt des übliche« Schalksnarren in fremder Maske anf die Wiener Bühne
brachte. Iu einer seiner Staatsactionen: „Der großmüthige Überwinder seiner selbst", hat
Stranitzky sogar eine zweite Salzbnrger Volksfigur in die Handlung aufgenommen, indem
er den Nachbarn des Hanswnrst, den Baner „Riepel" aus Salzburg ankommen läßt.
Neben den Spielen der zur Weihnachtszeit umherziehenden Dilettanten findet sich
das Volksschauspiel an vielen Orten noch bei den Belustigungen, welche das Landvolk
nach dem Abdreschen veranstaltet, in den sogenannten „Drischellegspielen" vertreten. Von
solchen Spielen theilte Hartmann mehrere aus de» Greuzgebieteu von Salzburg und
Oberbaiern mit nnd gab zugleich Nachrichten über die Abfassung dieser volkstümliche«
Spiele durch de» Salzburger Ferdinand Joly, einem ehemaligen Studenten, der in der
Gegend des Chiemsees ein unstetes Leben führte und 1823 starb.
Dieser originelle, dnrch seine Bildung zwischen dem Landvolk nnd dem Städter
stehende Volksdichter führt uns zum Schlüsse auf das Gebiet der Dialectdichtung, die
auch iu Salzburg seit der Mitte des XVIII. Jahrhunderts gepflegt wurde, zuerst nur
auf dem Gebiete der niederen Komik in Possen, welche dem Zuschauer die Tölpelhaftigkeit
des Bauers auch iu dessen eigener Sprache vorführen sollten, so in den Farcen, welche
die Benedictiner I. I. Wimmer und Fl. Reichsiegel auf das salzburgische Hoftheater
brachten, iu unserem Jahrhundert hingegen in würdigerer Weise in einer Reihe von
Dialectdichtern, unter welchen Sylvester Wagner in seinen „Salzbnrga Banerngsanga"
und Bartholomäus Hutter in seinen Pinzganer Liedern das Banernleben ihrer Heimatgane
zu schildern versuchte», während der „FinkvonMattsee", AngnstRadnitzky, den versisicirten
Anekdotenkram der Saloudialectdichtung verschmähend, prächtige Genrebildchen des
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch