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sociale Stellung einflußreiche Bürger. Mozarts Verweilen in seiner Vaterstadt bildet sohin
einen Zeitraum rührigster Thätigkeit und reichen, mannigfaltigen Schassens, von welchem
ein Blick auf die unzweifelhaft in Salzburg in der Zeit vom Sommer 1772 bis 1777
entstandenen Werke Zeugniß gibt. Hierzu zählen, abgesehen von den Arbeiten für den
Gottesdienst, an Compositionen größeren Umfanges allein die Oper kle puslore,
7 Claviereoneerte uud Sonate», 7 Symphonien, 3 Streichquartette, 6 große Divertimentis,
dann die Lodrou'scheu Nachtmusiken nnd die zu den Vermählungsfeierlichkeiten der Bürger-
meisterstochter Elise Haffner eomponirte, unter dem Namen der Hafsnermusik bekannte
große Serenade. Über dieser Epoche segensreichen Knustschaffens aber schwebt eine dräuende
Wolke, immer tiefere Schatten werfend, — das Verhältniß Mozarts zu seinem Fürsten.
Man mag die Ursache der Mißgunst des Erzbischofs Hieronymus Colloredo wo immer, die
Schuld iu dem Fürsten oder dem Künstler suchen, Thatsache ist, daß Ersterer Mozart jede
Auerkennnng seiner Leistungen versagte, ihm mit Mißachtung begegnete, ja ihn wiederholt
empfindlich demüthigte. So gab die abermalige Verweigerung eines angesuchten längeren
Urlaubs die Veranlassung, daß Mozart im September 1777 das Dienstverhältniß löste und
Salzburg verließ. Aber schon im Jänner 1779 folgt der Künstler, der unbegreiflicher Weise
trotz seines hohen Künstlerruhms weder in Frankreich noch in Deutschland eine bescheidene
feste Stellung finden konnte, wie sie heutzutage einem tüchtigen Mnsiker mittelmäßiger
Begabung fast gewiß ist, dem Anerbieten des Erzbischofs nnd kehrt gegen Erhöhung seiner
Besoldung ans 500 Gulden, nach Mozarts bestimmter Behauptung nur 400 Gulden, in
sein früheres Amt zurück, zu welchem ihm anch die Stelle als Hof- und Domorgauist
verliehen wird. Mozart arbeitet nun mit Eifer an der technischen Ausbildung des von ihm
geleiteten Musikiustitntes «ach seinen im Auslande, besonders in Mannheim, erworbenen
Erfahrungen; die Musik zu Köuig Thamos mit ihren imposanten Ehorwirkuugeu, die
deutsche Operette Zäide, mit dem an Stelle des begleiteten Recitativs getretenen Melodram
und die Oper Jdomeneo sind, nebst Kirchen- und Kammermusiken, Erzeugnisse der letzten
Jahre Mozarts in Salzburg. Noch waren die Nachklänge des rauschenden Trinmphes nicht
verstummt, welcher die erste Anssührnug des Jdomeneo in München am 29. Jänner 1781
begleitete, als in Wien, im Mai desselben Jahres, jene bekannte, längst zu erwartende
Katastrophe eintrat, die das Verhältniß Mozarts zu dem Erzbischof und seiner Vaterstadt
für immer löste. Seiner drückenden Fesseln ledig eilt Mozart in Wien von Triumph zu
Triumph, seiner höchsten Vollendung und frühem Tode entgegen.
Salzburg, uicht berufen, die heimatliche Scholle des lebenden und strebenden Mozart
zu sein, bot der Erinnerung nnd Verehrung des Meisters eine treue Heimstätte, und als im
Jahre 1835 Julius Schillings und L. A. Frankls Stimmen sich erhoben und nach einer
Heimat für des großen Tondichters Denkmal riefen, da machte Salzburg das Lied zur
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch